Jahresbericht 2012: Meilensteine und Zukunftspläne
Basel, 13.05.2013, akte/ Die UN-Welttourismusorganisation (UNWTO) feierte, als 2012 die Zahl der internationalen Reisen erstmals die Milliardengrenze überschritt. Ich zweifle, ob die Menschheit Grund zu uneingeschränktem Jubel hat. Schon nur der Blick auf die Klimabilanz macht Sorge. Ereignisse wie Enteignungen von Bauern- und Fischerfamilien für touristische Projekte mahnen, dass das touristische Wachstum, das Branche und Reisenden so grosse Freude bereitet, ganz gravierende Folgen für die Menschen in den Destinationen haben kann.
Erfreulich ist, dass in der Branche Aufbrüche stattfinden: Weitere Unternehmen haben ihr verantwortliches Wirtschaften mit einer soliden Nachhaltigkeitszertifizierung ausweisen lassen oder überlegen sich, was sie zur Umsetzung der Menschenrechte tun müssen. Reiseangebote, die die lokale Bevölkerung fair einbeziehen, können gebucht werden, und damit finden zusätzliche Menschen eine würdige Perspektive im Tourismus. Eine steigende Zahl von Reisenden sucht nachhaltige Ferienreisen und ist bereit, einen fairen Preis dafür zu bezahlen. Genau das sind die grossen aktuellen Herausforderungen. Die guten Trends müssen viel rascher zusammenfinden und sich gegenseitig verstärken. Das Bauch-Gefühl der Suche nach Reisen mit gutem Gewissen und die Fachdiskussionen über Aspekte des verantwortungsvollen unternehmerischen Tuns müssen sich ergänzen. Und diese positiven Entwicklungen an der Spitze müssen jetzt so greifen, dass immer mehr Akteure in den Trend einsteigen und damit immer breiter für fairen, verantwortlichen Tourismus wirken.
Der arbeitskreis tourismus & entwicklung packt diese Herausforderungen an verschiedenen Enden an: den Reisenden Orientierung geben im Dschungel der Angebote, etwa durch den Label-Führer und den Start der Kampagne "Augen auf beim Ferienkauf"; den jungen Fachleuten der Branche Grundwissen mitgeben, in welche Richtung faires Reisen gehen wird; den Unternehmen Unterstützung bieten für die Verankerung ihrer Unternehmensverantwortung und menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht. Der arbeitskreis tourismus & entwicklung kann dafür nur sehr beschränkt Ressourcen einsetzen. Die Anstösse müssen klar strategisch gesetzt werden: Kritik fundiert leisten und bei Verantwortlichen aus Branche und Politik einbringen, Best Practices in der Entwicklung unterstützen, Informationen an die Suchenden bringen. Und vertrauen, dass die richtig gesetzten Anstösse sich weiter verbreiten.
Einen guten Schritt weitergekommen werden wir sein, wenn die UNWTO in Zukunft ganz andere Ereignisse feiern wird. Wenn etwa ihre Mitgliedsstaaten sich allesamt auf eine Tourismusstrategie verpflichtet haben, die auf wirklichen Gewinn für die Menschen in den Ferienorten abzielt. Oder wenn sich auch der letzte Tourismusverband entschieden hat, wirksamen Klimaschutz als Grundvoraussetzung anzuerkennen. Und wenn die Reisenden aufhören, ihre schönsten Tage im Jahr als Schnäppchen herabzuwürdigen.
Informieren Sie sich über unsere Arbeit im Jahresbericht 2012
Machen Sie unsere Arbeit möglich – mit Ihrer Spende
Vielen Dank!