Daniel Ribeiro, für die Produktion von Agro-Diesel ist Jatropha keine nachhaltige Option. Zu diesem Schluss kommen Sie in Ihrer Studie. Warum?
Daniel Ribeiro: Über den Anbau von Jatropha sind eine Menge Mythen im Umlauf: Die Pflanze wachse auf schlechten Böden und benötige weder Dünger noch Pestizide. Wir haben mit Kleinbauern und Plantagenproduzenten gesprochen. Ihre Erfahrungen ähneln sich. Jatropha ist bei weitem nicht so anspruchslos, im Gegenteil!

Welche Erfahrungen machen Sie in Mosambik?
Jatropha wird vor allem auf guten Böden angebaut. Und gerade in der frühen Produktionsphase braucht die Pflanze viel Wasser. Noch besorgniserregender für uns war: Der Jatropha-Anbau verdrängt die Nahrungsmittelproduktion. Aber in Mosambik hat jeder dritte Mensch nicht genug zu essen. Wir können uns also die Produktion von Treibstoff auf unseren Feldern schlicht nicht leisten.

Wenn eine giftige Pflanze wie Jatropha zu Diesel verarbeitet werde, sei das keine Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln, ist oft zu hören. Stimmt das?
Wenn auf unseren guten Böden Jatropha angebaut wird, dann ist das eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere Ernährungssicherheit. Jatropha bringt uns gar nichts!

Weshalb propagiert die mosambikanische Regierung die Jatropha-Produktion?
Sie erhofft sich ausländische Investitionen in die Landwirtschaft. Doch die ausländischen Firmen siedeln sich dort an, wo sie bereits gute Infrastruktur für ihre Projekte vorfinden. Sie investieren nicht in neue Strassen, Brunnen oder andere Infrastrukturbauten. Die Unternehmen sind an billigem Land und billigen Arbeitskräften interessiert. Aber selbst Arbeit gibt es auf den Jatropha-Plantagen nur temporär.

Wer profitiert von der Jatropha-Produktion?
Es scheint sich noch nicht mal für die Firmen zu lohnen. Selbst die grossflächige Plantagen-Produktion gibt wenig her. Eine Firma will ihr Projekt beenden, doch ihre Investoren wollen noch mehr Geld reinstecken. Hier geht es weniger um den  Jatropha- Anbau als um den Zugriff auf Agrarland. Land ist weltweit zum wichtigen Investitionsobjekt für Banken und Fonds geworden. Und noch ist es in Mosambik günstig zu haben. Allein 2007 haben Investoren die Regierung um Pachtverträge für fünf Millionen Hektar Agrarland angegangen. Die Regierung spielt mit, weil sich die Elite an diesen Deals bereichern kann.
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Unterschreiben Sie die Petition!
33 Schweizer Organisationen, darunter auch der arbeitskreis tourismus & entwicklung, unterstützen die Petition gegen Agrotreibstoffe. Agrostreibstoffe dürfen nicht zu Hunger und Umweltzerstörung führen. Wir brauchen strenge Zulassungskriterien in der Schweiz Unterschreiben auch Sie unter: www.petition-agrotreibstoffe.ch ;
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Dieser Beitrag erschien im Swissaid Spiegel 4/2010 vom August 2010. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.