Jerusalem: Männer und Frauen christlichen, muslimischen und jüdischen Glaubens kommen zusammen
Eigentlich sollte es keine grosse Sache sein: Frauen und Männer, die an einen Gott glauben und die Stadt Jerusalem lieben, kommen zusammen für gemeinsame Gebete, Meditationen und Gesänge. Aber unter den heutigen Bedingungen in Jerusalem ist das etwa so wahrscheinlich wie ein Schneeball in der Wüste.
Und doch: Während einer Woche im September wird ein kleiner Raum mit Balkon, das Alpert Youth Music Center, zu AMEN, Ort für etwas das nie zuvor in der heiligen Stadt versucht wurde – ein gemeinsamer Ort der Andacht für die drei monotheistischen Religionen "mit der gleichen Leidenschaft für Jerusalem, wo sie zeitweilig unter den Flügeln des Allmächtigen koexistieren." Unter dem Radar der Öffentlichkeit haben sich eine kleine Handvoll religiöser Führer seit Jahren getroffen, um sich über die Ursprache des Glaubens zu verbinden, Hoffnung zu schöpfen und gegenseitig zu stärken.
Das Experiment, von dem die Öffentlichkeit nur die Spitze des Eisberges zu sehen bekommen wird ist also nichts weniger als die Einkehr und Rückkehr zu einer ursprünglichen Form der Kommunion und eine Abkehr von der Polarisierung und Vulgarität in der aktuellen politischen Auseinandersetzung.
Im Interview mit der The Media Line erklärt Tamar Elad-Appelbaum, die Rabba (weibliche Form von Rabbi) und Gründerin der Zion Synagogengemeinschaft in Jerusalem: So etwas ist für einen ganzen Teil der Öffentlichkeit eine Selbstverständlichkeit. Man betet zusammen. Das geht zurück auf die ältesten Formen des Gebets, des gemeinschaftlichen Gebets und der Kommunikation der Menschen hier. Heute leben wir auf Kategorien, auf die wir, ehrlich gesagt, verzichten könnten. Wer über gewisse leere aber einschränkende Grenzen hinausgeht, findet eine Sehnsucht nach der geteilten Erfahrung, die unsere Urahnen erfanden und wir in unserem unterschiedlichen Erbe weitertragen. Das hat nichts mit New Age zu tun. Wir kreieren nichts Neues. Wir legen Wert darauf dies klar zu machen. Es ist die wahre jüdische Tradition, gemäss der andere eingeladen wurden und einluden; und ich war erstaunt, wie natürlich viele Menschen wieder zu dieser ursprüngliche und angenehmen Form der Gemeinschaft finden."
Sheikh Ihab Balha der Sufi Muslim Gemeinschaft in Jaffa lehrt und studiert am Islamic College in Baqa al-Gharbiyye (Bezirk Haifa, nahe der grünen Linie). Er meint zum Event: "Zwar hat die Bewegung etwas Revolutionäres, aber die Führer hatten keine Mühe, sich für diese Idee zusammenzutun. Aus unserem spirituellen Erleben und Bewusstsein heraus ist es für die meisten von uns klar, dass wir unsere Liebe nicht an Dinge wie Land binden, sondern an Gott. Wir wollen der Lüge, dass alles nur Lüge und nur der Krieg wahr sei, etwas Wahres und Religiöses entgegensetzen."