Joe Sacco: Palästina
Der US-amerikanische Journalist Joe Sacco hat 1991/1992 während der ersten Intifada die palästinensischen Gebiete und Israel bereist, um sich ein Bild über den Konflikt im Nahen Osten zu machen, dessen Darstellung in den amerikanischen Medien seiner Ansicht nach erbärmlich war. Sacco recherchiert vor Ort die Geschichten der Menschen in den besetzten Gebieten, die täglichen Demütigungen der Besatzung. Daraus ist ein neunteiliger Comicroman entstanden, der den Leserinnen und Lesern sehr anschaulich die Lebenssituation der Menschen in den palästinensischen Gebieten in ihrer ganzen Härte nahe bringen. Sacco will „nicht objektiv sein, sondern ehrlich“. Seine Position als ausländischer Journalist reflektiert er in der gesamten Erzählung. Er stellt sich selber ohne Mimik mit dicken Brillengläsern dar, die im Kontrast zu den zerfurchten, angstvollen Gesichtern der Palästinenser stehen. Bei aller professionellen Distanz gelingt es Sacco, enge Beziehungen zu seinen Gesprächspartnern zu knüpfen. Er lässt sie selber die Geschichten erzählen, teilt mit ihnen die endlosen Wartezeiten, das Teetrinken in den verhängten Ausgangssperren, in denen er unzählige Geschichten hört und in denen auch der Nutzen seiner Berichterstattung in Frage gestellt wird.
Auch wenn seit Saccos Reise viel Zeit vergangen ist, hat sein Bericht nicht an Aktualität verloren, zeigt er doch in eindrücklichen schwarz-weiss Zeichnungen wie verhärtet die Fronten sind und wie wenig Aussicht auf eine dauerhafte Lösung des Konflikts besteht.
Joe Sacco: Palästina. Mit einem Vorwort von Ulrich Tilgner. Aus dem Englischen von Waltraud Götting. 298 Seiten, Edition Moderne, Zürich, 2009, Sfr 39.80, Euro 25,00 ISBN 978-3-03731-050-2