José María Arguedas: Diamanten und Feuersteine. Erzählung
(Diamantes y pedernales, 1954. Aus dem Spanischen von Elke Wehr)
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
113 S., EUR 11.80, Fr. 20.90
ISBN 3-518-22354-2
Der Indio Mariano ist ein Sonderling. Mit seiner untersetzten Gestalt und seiner auffallenden Hose bleibt er ein Aussenseiter. Er redet kaum, zeigt keine Gefühle, entlockt aber seiner Arpa wundervolle Töne, die die Menschen im Innersten berühren und zum Tanz animieren.
Seine Familie schiebt ihn in die Stadt ab, damit er sich selber durchbringt. Dort gerät Mariano an den weissen Rinderzüchter Don Aparicio, der die Stadt immer wieder besucht, um seine Geliebte zu treffen. Er nimmt Mariano in sein Haus auf und verlangt von ihm, dass er ausschliesslich für ihn singt und spielt.
Doch als eine junge schöne Frau in die Stadt kommt, umschwärmt der Rinderzüchter nur noch die zugereiste Schönheit, mit der Absicht sie zu verführen. Seine bisherige Geliebte wird ihm lästig. Mariano will ihr helfen, den schnöden Liebhaber mit seinem Gesang und seinem Arpaspiel zurückzugewinnen. Doch das ist Marianos Untergang.
José María Arguedas erzählt die kurze Geschichte in einer ergreifenden, poetischen Sprache. Das Leben der Indios und ihre jahrhundertealte Gesangskultur ist ebenso Thema wie die Sehnsucht nach Liebe, der Abgrund der Gewalt und die Habgier, das Unfassbare des Lebens für sich allein besitzen zu wollen. Trotz allem erliegt José María Arguedas nicht einer billigen Schwarz-Weiss-Malerei. Das macht den besonderen Wert dieses Büchleins aus.
Michael Schwarz
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