Rezension und Empfehlung von Literatur glObal, Arbeitsgruppe Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika - EvB

(Aire de las colinas. Cartas a Clara. 2000. Aus dem Spanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Susanne Lange.)
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
322 Seiten, Fr. 42.80
ISBN 3-518-41369-4

Nach seinen Erfolgen „Der Llano in Flammen“ und „Pedro Paramò“ zeigt sich hier der Schriftsteller Juan Rulfo von einer Seite, die man bisher noch nicht gekannt hat. „Der Wind in den Bergen“ ist eine Sammlung schönster Liebesbriefe, die er seiner Verlobten und späteren Frau Clara zwischen 1945 und 1950 geschrieben hat. Clara und ihre Kinder haben sie nun zur Veröffentlichung freigegeben.
Trotz der Schönheit der Briefe empfindet Rulfo die sprachlichen Möglichkeiten nicht ausreichend, um seine Gefühle auszudrücken. „Ich spüre etwas Erhabenes in dieser Liebe, die Du in mir hast wachsen lassen; aber in meinem Wörterbuch stehen nicht die Worte, um das zu erklären. Ich finde sie nicht.“
Auf der Suche nach diesen Worten erfindet er immer wieder neuere und schönere Formulierungen für seine Empfindungen und neue Bezeichnungen für Clara. So nennt er sie auch „Wind in den Bergen“, ein Name, der dem Buch den Titel gegeben hat. Immer wieder beschreibt er auch die quälende Sehnsucht, bedingt durch seine berufliche Abwesenheit oder durch die dreijährige Wartezeit, die Clara ihm gesetzt hat.
Das Buch gewährt jedoch nicht nur Einblick in die Gefühle von Rulfo, sondern ist zugleich eine Dokumentation seines Lebens und seiner Zeit. Die finanziellen und beruflichen Schwierigkeiten einer jungen Familie in Mexiko werden dargestellt. Wer das Buch mit dem ausgezeichneten Nachwort beginnt, versteht die Briefe und ihren Zusammenhang besser.

Anna Jablonkay

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