"Und das bin ich:Tshidiso. Ein Einzelkind, geboren zehn Monate nachdem meine älteste Tante sich vergiftet hatte." So stellt sich das dreizehnjährige Mädchen vor, das mit seiner Mutter und seinen beiden anderen Tanten in Bofelong, einem Township von Pretoria, wohnt. Das "Haus der Hexen", wie die Nachbarn es nennen, und seine Bewohnerinnen werden von allen gemieden. Die Schwestern Masemola leben nach ihren eigenen Regeln, und deshalb ist es nur teilweise verwunderlich, dass sie Tshidiso in eine katholische Schule in die Stadt schicken, die als eines der ersten Gymnasien im Südafrika der Apartheid weisse und schwarze Mädchen aufnimmt. Tshidiso ist scheu, bewundert die selbstbewussten schwarzen Mädchen, ist auf Distanz zu den weissen. Plötzlich wird sie, die Unauffällige, beschimpft und gerät dadurch in den Mittelpunkt eines rassistischen Konfliktes, der nicht nur die Schülerinnen und Lehrerinnen beschäftigt, sondern auch die Öffentlichkeit. 
Sehr differenziert beschreibt die Autorin die Unsicherheit im gegenseitigen Umgang zwischen den Menschen verschiedener Hautfarbe, die jahrelang getrennt leben mussten. Nun wird Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen, die ersten Wahlen stehen bevor, niemand weiss, wie sich die Dinge entwickeln werden. Das Mädchen mit sinene Ängsten und Sehnsüchten und mit seiner Eigenwilligkeit bietet eine Identifikationsfläche für junge Leserinnen bei uns, die gleichzeitig einen Einblick in die Zeit der Apartheid in Südafrika erhalten. Ein unaufgeregtes Mädchenbuch mit einem wunderbaren Klang. 
Molope, Kagiso LesegoIm Schatten des Zitronenbaums. Ein Roman aus Südafrika. Aus dem Englischen von Salah Naoura. NordSüd, Zürich 2009
ca. 160 Seiten, Sfr. 23.80 / EUR 12,95, ISBN 978-3-314-01708-7. ab 12 Jahren