Kampagne: Euro 08 gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution
Basel, 28.06.2007, akte/ Vom 7. bis 29. Juni 2008 werden in der Schweiz und in Österreich die Fussball-Europameisterschaften durchgeführt. Hunderttausende von Zuschauerinnen und vor allem Zuschauern werden die Euro 08 in den acht Stadien und im Rahmen von Volksfesten vor öffentlichen Grossleinwänden mitverfolgen.
Diesen Grossanlass will die Kampagne „Euro 08 gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution“ nutzen, um ein möglichst breites Publikum zu sensibilisieren: Jedes Jahr werden laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) rund zweieinhalb Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel. 80 Prozent der Opfer sind Frauen und Mädchen, die meisten werden im Sexgewerbe ausgebeutet. Die Schweizer ist eines der Zielländer von Frauenhandel, das Bundesamt für Polizei schätzt, dass jährlich 1’500 bis 3’000 Frauen hierzulande von Zwangsprostitution betroffen sind.
Die Kampagne fokussiert auf Präventionsarbeit besonders bei Männern und will dazu beitragen, politische Forderungen durchzusetzen. Das Publikum der Euro 08 und der damit verbundenen Veranstaltungen soll mehr über die Problematik Frauenhandel erfahren, die Männer dafür sensibilisiert werden, dass sie als Freier mit Sexarbeiterinnen in Kontakt kommen können, die Opfer von Frauenhandel sind und sich in einer Zwangslage befinden. Die Freier wissen dadurch besser, wie sie in solchen Fällen reagieren können. Ausserdem sollen 25’000 Unterschriften zur Unterstützung folgender politischer Forderungen gesammelt werden:
- Verbesserung des Opfer- und ZeugInnenschutzes: Keine Kriminalisierung von Opfern wegen Verstössen gegen das Ausländerrecht; Schaffung eines Rechtsanspruchs auf Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen für Opfer und ZeugInnen; Information und Aufklärung der Opfer; wirksamer Schutz der Opfer, ZeugInnen und ihrer Familien auch im Herkunftsland; mehr Ressourcen für Beratung und Begleitung von Opfern in der ganzen Schweiz.
- Verbesserung der Prävention: regelmässige und gezielte Schulung der zuständigen Behörden und Stellen, die mit Opfern von Frauenhandel und Zwangsprostitution in Kontakt kommen (Verbesserung der Identifikation und Verhinderung von Traumatisierung); Erhebung der erforderlichen statistischen Daten; vermehrte Kooperation der Behörden mit den Fach- und Beratungsstellen, Schaffen von runden Tischen.
- Unterzeichnung und Ratifizierung der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels
Anders als in Deutschland, wo während der WM im vergangenen Sommer rund 21 Kampagnen mit dem Fokus Zwangsprostitution stattgefunden haben, haben sich Schweizer Hilfswerke, Beratungsstellen, kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammengeschlossen. Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) unterstützt die Kampagne mit einer Anschubfinanzierung von 100’000 Franken, was die Anstellung der Kampagnenleiterin Yvonne Zimmermann ermöglicht hat. Die Kampagne wird allerdings mit 900’000 Franken budgetiert, Gelder werden noch dringend gesucht. Präsidiert wird die Kampagne von Doro Winkler, Öffentlichkeitsbeauftragte der Fachstelle gegen Frauenhandel (FIZ) und von Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot. In der Koalition wirken derzeit 24 Organisationen mit.
Quellen: 20 Minuten 20.06.2007; www.frauenhandeleuro08.ch; FIZ-Rundbrief Nr. 40, Mai 2007; Surprise 152/07; WOZ 01.02.2007