Karin Chladek: Melting Pot Vienna
Der zweite Untertitel „Ein Reiseführer der etwas anderen Art zu ‚ethnischen’ Lokalen in Wien“ hält voll, was er verspricht. Herausgekommen ist ein alternativer, überaus interessanter Restaurant-Führer zu 18 verschiedenen Küchen und vor allem zu den Menschen, die dort hinter den Kochtöpfen stehen. Endlich erfährt man einmal, kurz und knapp, aber ausreichend, wer die KüchenmeisterInnen sind, woher sie stammen, wie ihr Land (politisch) aussieht, warum und wie sie nach Wien kamen, was sie an Köstlichkeiten servieren. Nebenbei berichtet die Autorin über die Beziehungen zwischen Österreich und dem jeweiligen Heimatland und wie sich die Köchinnen und Köche kulturell und politisch engagieren. Als Zugabe gibt es die passenden Adressen, Rezepte, Buch- und Internet-Hinweise. Das Buch ist durchaus auch für Nicht-Wiener interessant. Es ist nicht zu verstehen, dass sich kein Verlag dafür fand, weshalb „respect“ es schliesslich selbst herausgab. Ich wünsche mir vielmehr ähnliche Ausgaben in anderen Städten. Völkerverständigung auf Makro-Ebene. In Wien kann man sich kulinarisch verführen lassen in jeweils „Klein“-Bulgarien, -Griechenland, -Kroatien, -Rumänien, -Tschechien; in der Türkei, in Kurdistan, Israel, im Libanon und in Palästina; in Nord- und Südindien, Sri Lanka, Thailand, Tibet und China; in Ägypten, im Sudan sowie in Mexiko.
Glossar für nicht-österreichische LeserInnen: Beisl = Kneipe, Germteig = Hefeteig, Greisslerei = Tante-Emma-Laden, Melanzani = Auberginen, Schlagobers = Schlagsahne, Topfen = Quark; Traiskirchen ist ein zentrales Asylbewerberheim; und dg entspricht 10 g.
respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung, Wien 2005, 148 Seiten, € 15.-, ISBN 3-938262-58-3
zu beziehen bei: respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung, Diefenbachgasse 36/3, A-1150 Wien, Tel +43 1 895 62 45 24, Fax +43 1 81 297 89, karin.chladek@respect.at, www.nfi.at
Ludmilla Tütingin: TourismWatch Nr. 39, 2005, www.tourism-watch.de