Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen Entwicklung durch Fremdenverkehr

    Seit mehr als 20 Jahren untersucht Karl Vorlaufer, Professor für Geographie an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Strukturen und Auswirkungen des internationalen Tourismus auf sogenannte Entwicklungsländer. Sein fundiertes Wissen bündelt er im vorliegenden Buch zu einer differenzierten Bestandesauf-nahme der Chancen und Grenzen von Entwicklungsperspektiven für unterschied-liche Regionen und Länder der Dritten Welt. Vereinfachend pauschale Beurteilun-gen wird die Leserschaft nicht finden. Dafür eine Fülle von wertvollen Fakten und Analysen zur Expansion des Tourismus, zu verschiedensten Reiseformen, zu Konzernbildung und Verflechtungen in der Tourismusindustrie, sowie – als Ergebnis eigener Forschungsreisen – eine ganze Reihe von informativen Fall- und Länderstudien. Dies ist zweifellos die Stärke dieses Buches, das insbesondere Studierenden als Standardwerk zu empfehlen ist. Wirtschaftliche Aspekte wie Verdienstmöglichkeiten oder Beschäftigungseffekt (zum Beispiel für Frauen) und Migration werden darin ebenso beleuchtet wie räumliche Entfaltungsmuster der Fremdenverkehrswirtschaft, Auswirkungen auf die Landwirtschaft oder Ressour-cennutzungskonflikte. Aufschlussreich sind auch die kritischen Analysen zum "Ökotourismus", der Verknüpfung von Naturschutz und touristischer Nutzung von Schutzgebieten bzw. Nationalparks, die in aller Deutlichkeit die Frage der Partizipation lokaler Bevölkerungen nicht nur am Natur- und Wildschutz sondern auch am Ertrag aus dem Tourismus aufwirft. In der leider etwas knapp ausge-fallenen Schlussbetrachtung zur Nachhaltigkeit unterstreicht der Autor die Not-wendigkeit einer Internalisierung der durch Umweltbelastungen und -verbrauch entstanden externen Kosten, die auf die – in der Regel zu niedrigen Preise – für den Tourismus umzulegen sind. Allerdings könnten, relativiert Vorlaufer gleich selber, Energieverbrauch und Emissionen der Flugreisen die Annahmen einer nachhaltigen/zukunftsfähigen Entwickung durch den Tourismus generell ad absurdum führen. Voraussetzung für "nachhaltige Entwicklung" sei die zuneh-mende Akzeptanz neuer, umweltverträglicher Lebensstile und Konsummuster, die nicht mehr an einer masslosen Überwindung von Raum und Zeit ausgerichtet seien.
    Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, 257 Seiten, Fr. 46.-