Basel, 18.02.2011, akte/ Der Tsunami, der am 26. Dezember 2004 über die Westküsten verschiedener Länder Südostasiens und über die Ostküsten von Somalia, Madagaskar und den Inselstaaten des indischen Ozeans rollte, hinterliess eine grosse Zerstörung und kostete 230’000 Menschen das Leben, darunter auch 2’300 TouristInnen aus verschiedenen Ländern.
Eine vom Evangelischen Entwicklungsdienst Deutschland (EED) finanzierte Initiative zur Untersuchung der Ereigenisse zeigte auf, dass die touristischen Infrastrukturen rasch wieder aufgebaut wurden, ohne dass die Lektionen aus dem Tsunami berücksichtigt wurden. Darunter gehört zum Beispiel die Erkenntnis, dass der Tourismus mit der Abholzung von Mangrovenwäldern und der Entfernung von Dünen mitverantwortlich für den mangelnden Schutz vor Riesenwellen ist.

In der Folge inititiierte der EED ein Katastrophenvorsorge und -managementprogramm (Disaster Prevention and Protection Management DPPM) in Sri Lanka, Thailand und Indonesien, welches die Lokalbevölkerung einbezog. Die Erkenntnisse aus diesem Programm publizierte die ökumenische Tourismuskoalition ECOT in Zusammenarbeit mit dem EED vor zwei Jahren unter dem Titel "Disaster Prevention in Tourism. Perspectives on Climate Justice". Die letztes Jahr neu erschienene Auflage wurde um die Betrachtungen zur Klimaerwärmung mit den aktuellen Entwicklungen rund um die Klimadiskussion und die Entwicklung von Standards für die unternehmerische Verantwortung im Tourismus ergänzt. Autor Jonathan McKeown war selbst langjähriger Mitarbeiter von ECOT- die 1982 von regionalen ökumenischen Organisationen und der Föderation asiatischer Bischofskonferenzen als Antwort auf die schweren Folgen des Tourismus auf die lokalen Gemeinschaften gegründet wurde. Autor Philip Mathew ist als Journalist unter anderem auch für die Christliche Konferenz in Asien tätig.

Die Lokalbevölkerung erlebte nach dem Meerestsunami einen Tourismustsunami: Die Angestellten der touristischen Betriebe, meist als Teilzeiter, die jederzeit fristlos entlassen werden können, standen plötzlich ohne Arbeit und ohne Sicherheitsnetz da. Allein in Bali schafften es Gewerkschaften, ein Einkommen für die Angestellten zu sichern. Die Fischer und Subsistenzbauern wurden teils mit vorgehaltener Waffe, teils durch Überredung zur Aufgabe ihres Landes gedrängt. Nach dem Bau touristischer Anlagen wurde ihnen der Zugang zum Meer und damit zu ihrem Lebensunterhalt verweigert. Hotels beherbergten verwaiste Kinder, was Pädophile ins Land lockte, welche die Hilflosigkeit ausnutzen wollten.
Nur eine umfassende Corporate Social Responsibility (CSR), welche die Umwelt- und Sozialverantwortung im touristischen Unternehmen fest verankert und auf die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen baut, so die Autoren, kann verhindern, dass die Rechte der Lokalbevölkerung und der Schutz der Lebensgrundlagen wegen Korruption und Eigeninteressen übergangen werden.

Heute leidet Asien unter einer Reihe von Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen, Tsunamis und Wirbelstürmen, die mit dem Klimawandel zu tun haben. Die ECOT-Broschüre weist auf den Zusammenhang hin zwischen Klimaerwärmung, Wassermangel und Tourismus und fordert eine Abkehr von ressourcenverschwendenden Reiseformen. Welche Alternativen es dazu heute schon international und im asiatischen Raum gibt, ist im letzten Kapitel zu lesen.

Die Verbindung von Aussagen der Betroffenen mit Hintergrundinformationen und Reflexionen macht die Broschüre zum informativen und lesenswerten Diskussionsbeitrag.

Philip Mathew, Jonathan McKeown: Disaster Prevention in Tourism. perspectives on Climate Justice. An abridged Version. Ecumenical Coalition on Tourism in Cooperation wieht EED Tourism Watch, 2010, 68 Seiten, 3 US$ oder 2 Euro oder 50 Thai Baht in Thailand plus Versandkosten, erhältlich bei ECOT: office@ecotonline.org; ISBN 978-974-225-990-7