Basel, 29.06.2010, akte/ Der Flugverkehr nimmt stetig zu: Bis 2020 rechnen Experten mit einer Verdoppelung der Personenkilometer, bis 2035 mit einer Verzweieinhalbfachung der Emissionen aus dem Tourismus. "Wenn dem Trend Richtung steigender Flugreisen kein Einhalt geboten wird, kann der Tourismus in 50 Jahren mehr zur Klimaveränderung beitragen als alle anderen Wirtschaftssektoren", warnt Anna Winkler, die Geschäftsführerin der tourismuskritischen Organisation respect in Wien. Die Flugverkehrindustrie, die zu 70 Prozent touristischen Zwecken dient, steht unter zunehmendem Druck, ihre Klimabilanz aufzubessern. Ihre bisherigen Bemühungen reichen nicht einmal, um das Wachstum klimaneutral zu gestalten.
Der Traum der Airlines vom „klimaneutralen Wachstum“ ist ein Albtraum
Nebst den steigenden Ölpreisen ist dies der zweite Grund, weshalb die Internationale Air Transport Association IATA und die ihr angeschlossenen Branchenvertreter auf Agrotreibstoffe setzen, bei deren Verbrennung weniger CO2 freigesetzt wird als bei Kerosin. Schon dieses Jahr sollen Kerosin/Agrotreibstoffmischungen für kommerzielle Flüge zugelassen werden. Das Europäische Emissionshandelssystem ETS klassifizierte vor zwei Jahren Agrotreibstoffe als CO2-neutral. Doch heute bestätigt ein neuer EU-Bericht, dass Agrotreibstoffe erheblichen ökologischen Schaden anrichten: Für das Anlegen der Monokulturen mit den (oft genmanipulierten) Kulturpflanzen für den Agrotreibstoffgewinn, werden Wald und Grasland gerodet. Dabei werden mehr Treibhausgase freigesetzt, als durch den Einsatz der Agrotreibstoffe gespart werden können. Für die Bewirtschaftung der Monokulturen braucht es schwere, mit fossilem Brennstoff betriebene Maschinen sowie auf fossilem Öl basierende Dünger und Pestizide, die den Boden auslaugen, die Erosion fördern und zu einer Verknappung und Verschmutzung des Wassers führen. Die sozialen Folgen der Massenproduktion von Agrotreibstoffen sind verheerend. Lokale Kleinbauern werden vertrieben und verlieren ihre Lebensgrundlage, die Profite landen in den Taschen der lokalen Landbesitzer, ausländischer Firmen und Investoren, welche für den grossen Anstieg der Nahrungsmittelpreise verantwortlich sind. 

Petition für strengere Zulassungskriterien in der Schweiz
In der Schweiz sind aktuell gleich zwei Agrotreibstoffraffinerien geplant. Die eine im Schweizer Jura soll mit Zuckerrohr aus Brasilien, die andere im Kanton Aargau mit Jatrophaöl aus Mosambik gefüttert werden. Die Plattform Agrotreibstoffe, ein Zusammenschluss mehrerer Schweizer Umweltgruppen, darunter auch der arbeitskreis tourismus & entwicklung, sammelt nun Unterschriften für eine Petition an das Parlament. Verlangt werden viel strengere Zulassungskriterien. Bis die neuen Kriterien in Kraft sind, sollen die geplanten Verarbeitungsanlagen in Bad Zurzach und Delémont nicht bewilligt werden. Die Petition hat durchaus Erfolgschancen. In der grossen Kammer debattiert die zuständige Kommission neue Zulassungs-Kriterien.

  • Informieren Sie sich und unterschreiben Sie die Petition hier
  • Drucken Sie einen Petitionsbogen aus.
  • Lesen Sie die Zusammenfassung der Swissaid-Studie zu den Auswirkungen des Jatropha-Anbaus in Mosambik.
  • Lesen Sie das Positionspapier des arbeitskreises tourismus & entwicklung <media>Tourismus und Klima: Wer bremst die Irrfahrt in die Katastrophe? (pdf)</media>

Quellen: Aviation Industry Plans Roadmap for Faster Forest Destruction, Press Release Global Forest Coalition, 17.03.2010 www.globaljusticeecology.org/pressroom.php?ID=365; www.biofuelwatch.org.uk; www.aseed.net/pdfs/brochure-agrofuels-72.pdf