Nachlese zum II. Internationalen Seminar für Nachhaltigen Tourismus in Fortaleza, Brasilien
Basel, 01.08.2008, akte/ Vor fünf Jahren stellen VertreterInnen aus Fischerdörfern entlang der Küste von Ceará, dem Bundesstaat im Nordosten Brasiliens, sowie aus dem Amazonas erstmals ihre Initiativen für einen "turismo comunitario" vor – ein Tourismus, der von lokalen Gemeinschaften getragen wird und direkt auf die Verbesserung der Lebensumstände in der Gastgemeinde abzielt. Nun bot das "II. Seminário Internacional de Turismo Sustentável" (SITS II), das vom 12. bis 15. Mai 2008 in Fortaleza, der Hauptstadt von Ceará, stattfand, Gelegenheit für eine Standortbestimmung. Über 500 Teilnehmende aus 19 Bundesstaaten Brasiliens und 13 Ländern Amerikas und Europas, mehrheitlich VertreterInnen aus Dorfgemeinschaften, aber auch aus NGOs, Behörden Tourismusbranche und -ausbildung, tauschten ihre Erfahrungen aus und stellten ihre Forderungen zur Diskussion.
Die "turismo comunitario"-Initiativen aus Brasilien haben eine stolze Erfolgsbilanz vorzuweisen: Neue attraktive Angebote für TouristInnen aus der Region, aber auch aus Übersee; Landrechte – hart erstritten – für den Aufbau des dorfeigenen Tourismus; innovative Naturschutzreservate an der Küste, welche die traditionelle Fischerei und Bewirtschaftung der Küstenzone ermöglichen; neue Netzwerke und interessante Routen-Angebote.
In einer gemeinsamen Erklärung, der "Declaration of Fortaleza", legen sie die Grundsätze und Bedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung des "turismo comunitario" fest – weltweit wohl das erste Dokument, das von Betroffenen selbst verfasst eine selbstbestimmte Entwicklung mit "community based tourism" vorzeichnet. Die Erklärung macht deutlich: "turismo comunitario" ist ein politisches Projekt, eine wirtschaftliche Entwicklung, in der ethnische, kulturelle und biologische Vielfalt zusammenfinden zum Nutzen der Gemeinschaft und zum Schutz der Natur. Berichte aus Nachbarländern zeigten, dass "turismo comunitario" eine soziale Bewegung in Lateinamerika darstellt, die ihre Anliegen auch gegenüber der Politik vertritt. Mit Erfolg in Brasilien: Das nationale Umwelt- sowie das Tourismusministerium sprachen am SITS II erstmals Gelder für die Förderung des "turismo comunitario" – eine wichtige offizielle Anerkennung, dass der gemeindebasierte Tourismus eine ernst zu nehmende Entwicklungsperspektive eröffnet.
Erfahren Sie mehr über "turismo comunitario" und SITS II im ausführlichen Bericht des arbeitskreises tourismus & entwicklung sowie der englischen Fassung der "Declaration of Fortaleza".
Weitere Informationen auf www.sits2008.org.br
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