Kein Sand für Hotelanlage auf der Insel Moorea, Französisch Polynesien: Lokalbevölkerung kämpft für den Erhalt ihrer Lagune
Mit Kanus umringten die EinwohnerInnen von Pihaena auf Französisch Polynesien Ende Februar 2000 den Bagger, der in der „Moorea Lagoon“ steht, und versuchten so zu verhindern, dass er rund 10’000 Kubikmeter Sand für eine Touristen-Hotelanlage aus ihrer Lagune holt. Nachdem ein Gericht auf Klage des Investors hin entschieden hat, dass Protestierende bei weiteren Widerstandsaktionen mit einer Busse von bis zu 10’000 US-Dollar bestraft werden können, ruft das „Pacific Concerns Resource Centre“ (PCRC) zusammen mit lokalen Umweltorganisationen weltweit zur Unterstützung ihres Protestes auf. Mit Hilfe von Solidaritätsbekundungen und Briefen an den Präsidenten Gaston Flosse der Territorialregierung hoffen sie, den Ministerrat dazu zu bewegen, seine Abbau-Bewilligung zurückzunehmen. Im letzten Jahrzehnt sind Landbesetzungen und der Widerstand gegen neue Tourismusbauvorhaben ein Merkmal der Maohi-Gesellschaft geworden, schreibt das „Pacific Concerns Ressource Centre“. Angeführt wird eine Reihe von Beispielen, in denen sich lokale Gemeinschaften, MenschenrechtsaktivistInnen und Kirchenführer erfolgreich gegen Landabtretungen für ausländische Hotelprojekte gewehrt haben. Beim neusten Projekt soll ein bestehendes Hotel zum „Outrigger Moorea Lagoon Resort“ um- und ausgebaut werden, mit 110 Zimmern und der einzigen „Driving-Range“ für Golfer auf der Insel. Investorin ist die „Société Moorea Lagoon Resort“, die von Louis Wan kontrolliert wird, dessen Familie bereits die wichtige Schwarzperlen-Industrie von Französisch Polynesien dominiert. Das neue Hotel-Resort ist das dritte Projekt in Französisch Polynesien, bei dem Louis Wan als Eigentümer und Entwickler mit der grössten hawaiianischen Hotelkette „Outrigger“ zusammenarbeitet. Der Sand für die Hotelanlage, den er in der Moorea-Lagune ausbaggern will, ist rund 400’000 US-Dollar wert, sagen die Protestierenden, und dafür bezahle Wan gerade nur die Miete des Baggers. BürgerInnen vor Ort und UmweltaktivistInnen der Vereinigung „Paruru ia Moorea“ befürchten, dass die Lagune durch den Abbau ökologisch stark beschädigt wird. Um das zu verhindern, sammelten sie für eine Petition mehr als 2000 Unterschriften, lobbierten beim Französischen Hochkommisariat und sicherten sich die Unterstützung der grössten Kirche, der „Eglise Evangélique de Polynésie Française“. Als der Gerichtsdiener am 26. Februar 2000 nach Pihaena reiste, um die Eigentümer der Kanus in der Lagune zu registrieren, weigerten sich die Protestierenden, ihre Identität preiszugeben. „Lieber sterben, als diesen Sand billig für einen Hotelstrand wegnehmen zu lassen“, rief einer der Protestierenden aus. Der Ministerrat hat die Abbaubewilligung für Wan Ende Februar bis zum 23. Mai 2000 verlängert. Die Territorialregierung versuche mit Steuererleichterungen und anderen Anreizen den Bau neuer Touristenhotels zu fördern, obwohl die bestehenden Hotels unterbelegt seien, schreibt das „Pacific Concerns Resource Centre“. Mit Hilfe des Tourismus sollen Einnahmen generiert werden, um die französischen Militärausgaben – die nach Vollendung der französischen Nuklearversuche 1996 reduziert worden seien – zu ersetzen. Der Tourismus ist heute nach den Transferzahlungen aus Frankreich und der Schwarzperl-Industrie die wichtigste Einnahmequelle in französisch Polynesien und zweiwichtigster Arbeitgeber. Der Bau neuer Hotels auf Moorea, Tahiti und Bora Bora sei das sichtbarste Zeichen der neuen Wirtschaftentwicklung, die Frankreich seit 1996 mit einem 10-Jahres Vertrag für Entwicklungsprojekte fördert, stellt eine neue Studie fest, die im Juni 1999 im Internet-Nachrichtendienst „Pacific Islands Report“ vorgestellt wurde. Die Besucherzahlen hätten 1999 gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent zugenommen und liegen nun erstmals bei über 210’000 TouristInnen. Französisch Polynesien sei damit eines der wenigen Reiseziele im Pazifik, das zur Zeit ein Wachstum erlebe. /frei
Quellen: „Action Alert“ des Pacific Concerns Resource Centre vom 28.2.2000 (http://www. pcrc.org.fj); „Pacific Islands Report“ (http://pidp.ewc.hawaii.edu/PIReport) vom 20.6.1999 und 6.3.2000; „Outrigger“-Medienmitteilung vom 3.7.1998 in „Pacific Islands Report“