Keine Golfreisen in Drittweltländer
Anlässlich des Vierten Internationalen Anti‑Golftages vom 29. April 1996 fordert der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung einen Stopp von Golfreisen in Drittweltländer und einen Stopp für den Bau von sozial unverantwortlichen und ökologisch unverträglichen Golfplätzen weltweit. In einer neuen Dokumentation zeigt der Ak T&E die Auswirkungen des aktuellen Golfbooms anhand verschiedener konkreter Beispiele auf.
In den letzten Jahren hat das Golfreiseangebot stark zugenommen. Rund 27 000 SchweizerInnen spielen regelmässig auf einem der 47 hiesigen Golfplätze und laut Schätzungen des Swissair Golf Traveler Clubs reisen mindestens ebenso viele ins Ausland zum Golfen. Teilten sich noch Ende der achtziger Jahre nur wenige spezialisierte Reiseagenturen den eher bescheidenen Markt, führen heute die grossen Tourismusunternehmen entweder einen eigenen Katalog oder arbeiten wie der Branchenleader Kuoni eng mit einem Spezialisten zusammen. Seit die Migros mit dem Bau des öffentlichen Platzes in Holzhäusern ins Geschäft eingestiegen ist, organisiert auch die traditionell eher untere und mittlere Schichten ansprechende Reisetochter Hotelplan Golfreisen nach Spanien, Florida und Tunesien. Die Swissair bietet mit der Gründung des Golf Traveler Clubs den GolferInnen zahlreiche Vergünstigungen im In‑ und Ausland. Golf ist für viele Tourismusverantwortliche ein Zauberwort und hat in den vergangenen Jahren weltweit einen Boom ausgelöst. Ob in der Schweiz, Spanien, Tunesien, Thailand oder Malaysia, überall werden mit dem Argument des Qualitätstourismus› Golfplätze gebaut. Doch die Hoffnung auf höhere Einnahmen für die betroffenen Gemeinden und Regionen ist vielerorts eine Illusion geblieben. Golfplätze sind nicht nur für die regionale und lokale Wirtschaft oft eine Mehrbelastung, sondern verursachen überdies enorme soziale und ökologische Kosten. Knappe Ressourcen wie Land und Wasser werden für die Freizeitbeschäftigung weniger Privilegierter verschwendet, die Umwelt und damit die Existenzgrundlage Tausender zerstört. Ein grosser Teil der Golfanlagen, insbesondere in der Dritten Welt aber auch in den Mittelmeerländern, befindet sich in wasserarmen Regionen. Der hohe Wasserverbrauch für die Bewässerung von Golfplätzen hat insbesondere in diesen Gebieten verheerende Konsequenzen. Detailliert berichtet die vom Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung anlässlich des Vierten Internationalen Anti‑Golftages vom 29. April 1996 herausgegebene Dokumentation «Golf› über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme in ausgewählten Ländern und Regionen und gibt einen Überblick über die Situation in der Schweiz. Mit der vorliegenden Dokumentation will der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung einerseits Reiseveranstalter, Tourismusverantwortliche, politische Entscheidungsträger und Golfpromotoren über die drängenden Probleme im Zusammenhang mit Golfplätzen informieren und sie auffordern, keine Golfreisen in Drittweltländer mehr anzubieten und keine sozial unverantwortlichen und ökologisch unverträgliche Golfplätze mehr zu bauen. Andererseits richtet sich die vorliegende Informationsmappe aber auch allgemein an KonsumentInnen und Reisende, die aufgefordert sind, das Angebot ihres Reiseveranstalters kritisch zu überprüfen und ihrerseits der Forderung nach sozial verantwortlichen und ökologisch verträglichen Reisen ‑ zu denen Golfreisen explizit nicht gehören Nachdruck zu verleihen.
Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung/Gaby Fierz
Basel, den 22. April 1996