«Keine Kurzzeiteinsätze in Kinderheimen»
Die AutorInnen der Studie begrüssen, dass immer mehr Menschen sich für die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern interessieren und sich engagieren möchten. "Intensive Begegnungen wirken oft länger als der Aufenthalt selbst. Daraus können dauerhafte Freundschaften entstehen und globales, bürgerschaftliches Engagement", betont Antje Monshausen, Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt. In der Realität weisen viele Angebote jedoch erhebliche Defizite vor allem bei Kindesschutz und nachhaltiger Entwicklung auf. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie von Brot für die Welt mit der Kinderrechtsorganisation ECPAT Deutschland und dem arbeitskreis tourismus & entwicklung in Basel.
Christine Plüss, Geschäftsführerin des arbeitskreises tourismus & Entwicklung, erklärt: "Heute drängen auch kommerzielle Anbieter in diesen Markt, die den zahlenden KundInnen Neues bieten wollen. So überprüfen einige bei Freiwilligen weder Eignung noch Leumund und vor Ort fehlt es an qualifizierter Betreuung." So werden Klischees von Armut und Unterentwicklung nicht beseitigt, sondern eher noch gefestigt.
Obwohl die meisten Angebote eine Tätigkeit mit Kindern vorsehen, verfügt kaum ein Veranstalter über umfassende Kindesschutzmassnahmen. Die AutorInnen der Studie fordern darüber hinaus einen sofortigen Stopp der beliebten Kurzzeiteinsätze in Kinderheimen. Bei diesen Angeboten können Reisende unwissentlich zu Komplizen von skrupellosen Mittelsmännern und Kinderhändlern werden.
Reisenden empfiehlt Christine Plüss, sich zu informieren und nachzufragen: "Es sagt viel aus über einen Anbieter, wie transparent er seine Bemühungen um Nachhaltigkeit macht – mit Klimakompensation, ethischen Richtlinien, Nachhaltigkeitszertifikaten. Einen Nutzen für alle Beteiligten bringen solche Voluntourismus-Einsätze, wenn sie von erfahrenen Anbietern als Lernprojekte organisiert werden, bei denen die Bevölkerung mitbestimmt."