US-Regierung rät zum Reiseverzicht und droht mit Boykottmassnahmen
Angesichts der neuen Repressionswelle gegen die demokratische Opposition in Burma und der drohenden Eskalation der Gewalt warnt das US-State Department eindringlich vor Reisen nach Burma und empfiehlt amerikanischen Staatsangehörigen, vorläufig nicht nach Burma zu fahren. Aus Behördenkreisen war Ende Mai zudem zu vernehmen, die Clinton-Administration erwäge einen weltweiten Appell zum Boykott von Burmareisen sowie Einreisebeschränkungen für burmesische Offizielle in die USA als Teil einer ganzen Serie von Massnahmen gegen die burmesischen Militärmachthaber.
Mit scharfem Protest reagiert die amerikanische Regierung auf die Verhaftung von über 250 burmesischen Oppositionellen im Vorfeld des Kongresses der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), der haushohen Siegerin der Wahlen von 1990, die vom amtierenden Staatsrat zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung (SLORC) nie anerkannt wurden. Aufgrund der Verhaftungswelle sowie den erneuten massiven Drohungen gegen die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi plant Washington, wie ein Sprecher des Weissen Hauses verlauten liess, die Einsetzung eines Sonderbeauftragten, der sich mit Regierungsverantwortlichen in Europa und Asien auf ein gemeinsames Vorgehen gegenüber der SLORC-Regierung absprechen will. Dieser Schritt könnte insofern von Bedeutung sein, als Burma auf dem Aussenministertreffen der ASEAN vom kommenden Juli den offiziellen Beobachterstatus erhalten soll, was nach zwei bis drei Jahren praktisch automatisch eine Vollmitgliedschaft nach sich ziehen wird und so den herrschenden Militärs in Rangoon Ansehen und Legitimation verleiht.

AP-Meldung 22.6.1996; NZZ 10.6.1996; The Irrawaddy 15.5.-15.6.1996; Basler Zeitung 28.5.1996; Meldung von «freeburma», USA 28.6.1996; U.S. Department of State, Office of the Spokesman, Public Announcement 23.5.1996/cp

Aufruf zum Boykott der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN des Deutschen Bundestages

Die Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützt den Aufruf der demokratischen Opposition Burmas im Exil zum Boykott des «Visit Myanmar Year ’96». In einer Pressemitteilung von anfangs Juni erklärt die tourismuspolitische Sprecherin der Fraktion, Halo Saibold, Reisen nach Burma seien vor dem Hintergrund der massiven Menschenrechtsverletzungen durch die Militärjunta nicht vertretbar. Es sei skandalös, so die Fraktionssprecherin weiter, dass die deutsche Condor sich «unpolitisch» stelle und auf November eine Charterverbindung von Frankfurt nach Rangoon plane; denn jede (Touristen-)
Mark, die derzeit nach Burma fliesse, stütze ein menschenverachtendes Regime und fördere Unterdrückung, Vertreibung und Sklavenarbeit zum Ausbau des Tourismus. Angesichts der jüngsten massiven Repression der Oppositionellen in Burma fordert sie die Bundesregierung auf, die Demokratiebewegung, insbesondere auch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, aktiv zu unterstützen.

Pressemitteilung Nr.467/96 der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 5.6.1996/cp

Britische Reiseveranstalter schreiben an die burmesische Militärregierung
In einem gemeinsamen Schreiben an den burmesischen Tourismusminster General Kyaw Ba geben acht britische Reiseveranstalter, die Burma bereits im Programm führen, ihrer Sorge über die Menschenrechtsverletzungen Ausdruck, die im Zuge der Tourismusentwicklung begangen werden. Das schlechte Image, das die Regierungspartei SLORC im Westen geniesse, die Schikanen, die Reisende von den Militärbehörden zu erdulden hätten, sowie die Tatsache, dass westliche BesucherInnen an einem Treffen mit der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gehindert würden, verunsichere potentielle TouristInnen und erfordere dringend eine Klärung seitens des regierenden SLORC. Drei weitere britische Veranstalter erklären in Briefen an das Tourismusministerium, dass sie keine Reisen nach Burma anbieten, solange die burmesische Bevölkerung die touristische Infrastruktur in Zwangsarbeit errichten müsse, für Tourismusprojekte aus ihren Häusern vertrieben würde und in keiner Weise von der Tourismusentwicklung profitiere. Dieser ungewöhnliche Vorstoss der britischen Tourismusindustrie erfolgt auf ein Informationstreffen, das die Nicht-Regierungsorganisation Tourism Concern vergangen März in London veranstaltet hat. In der britischen Presse sowie von Seiten von Tourism Concern wird das Vorgehen der Reisebranche als ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Menschenrechtsproblematik im Zusammenhang mit Tourismus gewürdigt; gleichzeitig wird aber auch bedauert, dass sich die grossen britischen Tourismusunternehmen gegenüber der menschenverachtenden Tourismuspolitik des SLORC weiterhin in Schweigen hüllen und damit völlig aus ihrer Verantwortung ziehen.

The Times 6.6.1996; News Release von Tourism Concern London 7.5.1996/cp