Das Wasser steht dem Jungen schon über dem Hals, auf seinem Kopf trohnt hoffnungsvoll ein leuchtender Vogel. So fasst das Titelbild die Situation Maliks in Ken Buguls kurzem Text über den Untergang der Lebensgrundlagen am Rande des Nationalparks Barbarie in Senegal zusammen.

Der junge Malik steht für das Schicksal vieler weiterer BewohnerInnen dieser Stadt am Meer. Die Überfischung durch multinationale Firmen, die Küstenerosion, das steigende Meer verändern die Situation derart, dass Maliks Vater die Fischerei aufgeben und aufbrechen muss, um in einem anderen Land Arbeit zu suchen. Die Mutter versucht, mit Zwiebelanbau etwas Geld zu verdienen, damit ihr Sohn weiterhin die Schule besuchen kann. Als auch dies scheitert, müssen sie und Malik einsehen, dass ihm nichts anderes übrigbleibt, als zu gehen. Nicht nur der wirtschaftliche Druck ist gestiegen, auch der soziale.

Die harte Realität, die Ken Bugul sachlich, nüchtern und unsentimental darstellt, steht in schmerzendem Gegensatz zu den Träumen und Wünschen von Malik. Er war schon immer begeistert von den Vögeln, die im Nationalpark leben, beobachtet sie auf dem Baum vor dem Haus. Kodjo-kodjo, die bekanntesten Vögel der Gegend, leiden ebenfalls unter den Veränderungen. Inseln, auf denen sie nisten, werden überflutet. Malik träumt davon, Ornithologe zu werden, obwohl er nun schon seit zwei Jahren nicht mehr zur Schule gehen kann. Er möchte studieren, zurückkommen und die Gegend retten, Flora und Fauna. Sein Traum in der Nacht vor der Abreise ist zuversichtlich, die Realität am nächsten Morgen wirkt beklemmend.

Ken Bugul: Keine andere Wahl? Illustrationen von Svenja Plaas. Aus dem Französischen von Markus Hediger. 28 Seiten, SJW, Zürich, 2019, CHF 6.-, ISBN 978-3-7269-0187-5