Die kenianische Regierungspartei Kenya African National Union (KANM will in Nairobi unweit der bereits bestehenden Luxushotels Intercontinental, Hilton, Grand Regency und Six‑Eighty für rund 100 Millionen US‑Dollar ein weiteres Fünfsternehotel bauen. Bei ausländischen Diplomaten, der Weltbank und bei ke­nianischen UmweltschützerInnen, namentlich bei der international bekannten ke­nianischen Umweltaktivistin und Gründerin des Greenbelt Movement, Wangari Maathai, stösst dieses prestigeträchtige und kostenintensive Vorhaben der Regie­rung auf massive Kritik. Die jetzt schon hohe Staatsverschuldung werde mit dem Bau dieses Luxushotels weiter ansteigen, argumentieren die KritikerInnen und die Leidtragenden dieser verfehlten Investitionspolitik seien einmal mehr die eh schon mit immer höheren Abgaben belasteten SteuerzahlerInnen. Dazu komme, dass es in Nairobi bereits heute zu viele Luxusbetten gebe, die bestehenden Hotels seien nur gerade zu 50 Prozent ausgelastet. Kenias Tourismus hat in den letzten Jahren einen starken Einbruch erlebt. 1991 wurden 817 5 50 TouristInnenankünfte gezählt. Heute sind es jährlich noch rund 700 000. Die meisten TouristInnen kommen aus Deutschland, England und Ita­lien. Aus der Schweiz reisten 1989 37 220 TouristInnen nach Kenya, 1994 waren es 29 900, und auch für 1995 ist keine Zunahme der BesucherInnenzahl aus der Schweiz zu erwarten. Für den Rückgang der TouristInnenzahl machen die Reise­veranstalter die zunehmende Unsicherheit, die steigende Kriminalität, vor allem die Überfälle auf TouristInnen in den Nationalparks, verantwortlich. Auch mit der Anstellung von 900 bewaffneten Parkaufsehern und Strandwächtern 1993 hat sich die Lage kaum beruhigt, und ob sich in Zukunft die soziale Situation stabilisieren wird, ist mehr als fraglich. Die sozialen Probleme und die politische Lage haben sich in den letzten Jahren zugespitzt. Laut Amnesty International werden die Menschrechte in Kenia massiv verletzt, die politische Opposition wird unter­drückt, Angehörige ethnischer Minderheiten werden diskriminiert und Folter in den überfüllten Gefängnissen ist an der Tagesordnung. Amnesty International for­dert internationalen Druck auf die Regierung Kenias.
New African October 1995; Tourism Concern, June 1995; Travel Inside 4.12.1995, BaZ 12.12.1995, NZZ 5.1.1996, du Dez. 1995/Januar 1996/gf