Eine der wichtigsten Nachrichten in den Medien von Nairobi Ende Juli war die Zerstörung des Kuriositätenmarktes im Herzen der Stadt. In der Nacht von Sonntag, dem 26. Juli, kamen die Bulldozer des Stadtrates und walzten etwa 350 Stände nieder. Die BesitzerInnen dieser Stände hatten dort Schnitzereien und andere handwerkliche Produkte an TouristInnen verkauft.
Der Markt war das einzige tourismusorientierte Unternehmen, das in dieser Stadt mit zweieinhalb Millionen EinwohnerInnen von «gewöhnlichen» BürgerInnen betrieben worden war. Was die kenianischen Behörden hier zerstörten war das Herzstück des touristischen Kleingewerbes, der einzige Anteil der BürgerInnen von Nairobi an einer Milliardenindustrie, die in Kenia wie auch den meisten andern Ländern des Südens von multinationalen Gesellschaften dominiert wird. In wenigen Stunden hatten etwa 300 arme Familien ihren Lebensunterhalt verloren. KenianerInnen wie TouristInnen waren fassungslos über die Brutalität, mit der vorgegangen wurde, und auch über die kaltschnäuzige Ignorierung der Rechtslage durch jene, die die Zerstörung angeordnet hatten.
Mindestens zwei Menschen wurden in einem darauf folgenden gewalttätigen Ausbruch gegen die muslimische Gemeinde, die Anspruch auf das Gelände erhebt, getötet. Etwa 25 Menschen, vor allem HändlerInnen, wurden verhaftet. PolitikerInnen, AnwältInnen, JournalistInnen, alle waren sich einig, dass die Aktion des Stadtrates illegal war. Sie beschuldigten den Stadtrat und die Regierung von Nairobi, die Entscheidung des Obersten Gerichtes zu missachten. Diese besagt, dass die KuriositätenhändlerInnen mit ihren Geschäften weitermachen könnten, bis der Rechtsstreit über den Anspruch auf das Gelände geklärt sei. Der Streit begann, als der Stadtrat den HändlerInnen mitteilte, er habe das Gelände an die Verwaltung der nahegelegenen Jamia Moschee verkauft. Die HändlerInnen, die vom Stadtrat aufgefordert worden waren, das Gelände zu räumen, gingen vor Gericht mit dem Argument, dass ihnen Priorität beim Kauf des Geländes hätte eingeräumt werden müssen, da sie es schon seit etwa zehn Jahren nutzten. Dieser Streit artete beinahe in einen religiösen Konflikt aus, da die HändlerInnen mehrheitlich der christlichen Gemeinde angehören. Muslimische Führer beschuldigten die Medien, einseitig die Position der ChristInnen zu unterstützen.
Kenias Präsident Daniel arap Moi verhielt sich in Bezug auf diese Geschehnisse eigenartig schweigsam. Im März dieses Jahres hatte er jedoch den Stadtrat von Nairobi angewiesen, die HändlerInnen nicht von ihrem Standort zu vertreiben.

Ngugi Mbugua

Redaktionelle Bearbeitung und Übersetzung: js