Kerala: Golfplätze führen zu akutem Trinkwassermangel und Enteignungen
Basel, 26.07.2008, akte/ NGOs im südindischen Bundesstaat Kerala haben sich zu einer Kampagne gegen Golfplätze zusammengetan. Sie wollen erreichen, dass die Regierung alle Pläne für neue Golfplätze aufgibt und bestehende Plätze im allgemeinen Interesse einer neuen Nutzung zuführt. Anstoss dazu gab die Rücknahme der Verwaltung des Trivandrum Golfplatzes durch die Regierung.
Der Trivandrum Golfplatz ist der älteste in Kerala und wurde vor 158 Jahren von der königlichen Familie von Travancore angelegt – also noch bevor die Amerikaner und Europäer sich um das Spiel kümmerten. Der wunderschöne Neunloch-Golfplatz mit seinen über 3’400 Bäumen zieht vor allem ausländische Diplomaten oder begüterte Geschäftsleute an. Deren Freizeitvergnügen verbraucht allerdings täglich Hunderttausende von Litern Wasser, genug für etwa 5’000 Familien. Die Kosten für das viele Wasser vermochte der edle Trivandrum Golfclub nicht mehr zu bezahlen. Nachdem die Zahlungsrückstände in die Hunderttausende von Rupien gingen und die Regierung zudem feststellte, das der Golfclub verschiedene administrative, rechtliche und soziale Vorschriften nicht einhielt, sah sie sich gezwungen, den Golfplatz wieder in die eigene Verwaltung zu übernehmen.
Der Staat bezahlt, die Elite profitiert
Die Verantwortlichen des traditionsreichen Clubs gehen selbstverständlich davon aus, dass der Golfplatz in der Hand der Regierung weitergeführt wird. So könnte die Elite sich weiterhin im Grünen erholen und die Rechnung von der öffentlichen Hand bezahlen lassen – von der Bevölkerung also, die unter akutem Wassermangel leidet.
Dagegen wehrt sich die Koalition Kerala Tourism Watch zusammen mit den NGOs EQUATIONS und KABANI – the other direction. Sie verlangen von der Regierung, den Golfplatz in einen Biodiversitätspark umzuwandeln und auch weitere Golfplatzprojekte aufzugeben. Insbesondere den geplanten Golfplatz in Nedumbassery, für den bereits Familien von ihrem Land vertrieben wurden.
„Das Argument, Golfplätze würden den Tourismus im Staat ankurbeln, entbehrt jeder Grundlage“, schreiben die NGOs in ihrer Stellungnahme. „Studien haben gezeigt, dass Reisende in Entwicklungsländer wie Indien zu dem Touristensegement gehören, das wenig Geld ausgibt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass diese Touristen Golf spielen. Auf der anderen Seite sind Golfplätze für Touristen des Hochpreissegments kein adäquater Anreiz für eine Reise in ein armes Land. Golfplätze trotz ihrer schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Lokalbevölkerung zu unterhalten, dient nur den Interessen der lokalen Eliten.“
Internationales Echo
Unterstützt wird die Kampagne auch von der internationalen Anti-Golf-Bewegung (Global Anti-Golf Movement). Diese Bewegung wurde vor 15 Jahren in Penang, Malaysia gegründet, um auf die schädlichen Folgen von Golfplätzen aufmerksam zu machen. Sie hat einen offenen Brief formuliert und ruft die Öffentlichkeit dazu auf, diesen an die Verantwortlichen der Indischen Bundesregierung und der Regierung des Bundesstaates Kerala zu schicken. Die Global Anti-Golf Movement begründet ihre Unterstützung mit den einschlägigen Erfahrungen: „Solche Anlagen verschlingen enorme Landabschnitte, zerstören Wälder sowie Küsten- und Meeresregionen, und vernichten die unschätzbare Biodiversität. Für qualitativ gute Golfplätze braucht es importiertes Gras, Dünger und eine breite Palette von Chemikalien wie Färbemittel, Bodenhärter und Koagulantien, das jährliche Besprühen mit Tonnen von Kilo Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden, die alle zur Verschmutzung und Verarmung der lokalen Umgebung beitragen. Darüber hinaus müssen sie mit zigtausend Millionen Litern Wasser bewässert werden, was oft zu chronischer Wasserknappheit in den angrenzenden Gebieten führt.“
Quellen: 17.06.+06.06.2008, offener Brief; Tourism International Monitoring Team 09.06.2008, Global Anti-Golf Movement: http://www.antigolf.org/english.html ; Bild: Trivandrum Golf Club, Jipson/Kerala