Basel, 17.10.2008, akte/ Während einer knappen Woche kamen im September die touristischen Aktivitäten in den Backwaters im Appaluza-Kuttanad-Gebiet in Kerala zum Erliegen. Dies zu einem Zeitpunkt, da für das traditionelle Onam-Festival in Kerala besonders viele BesucherInnen erwartet wurden. Feriengäste wurden davon abgehalten, die Boote zu betreten. Einige TouristInnen wurden sogar mitten auf dem Vembanand See alleine gelassen: Streikposten fuhren zum Boot, schalteten den Motor ab und entwendeten den Schlüssel. Fast 500 Hausboote, von einer Gesamtflotte von 600 Booten, blieben an ihren Anlegestellen an den Ufern des Vembanad-Sees liegen. Die Hausbootangestellten streikten, weil sie beim lukrativen Geschäft mit den Bootsausflügen zu wenig verdienen. Der Tagesumsatz in der Hochsaison liegt beim lokalen Gegenwert von 57’000 US-Dollar (2,5 Mio. Rs)  – das Monatsgehalt der Angestellten lag vor dem Streik bei 56 US Dollar (2500 Rs.) plus Tagesspesenansatz von 2,25 US Dollar (100 Rs). Die Hausbootangestellten, die gewerkschaftlich in der der Centre of Indian Trade Unions (CITU) organisiert sind, verlangten 179 US Dollar (4000 Rs) pro Monat und 5 US Dollar Tagesspesen. Nach vier Tagen hartem Ringen zwischen den 600 Hausbootbetreibern und den 1800 Hausbootangestellten einigten sich die Parteien auf einen neuen Monatslohn von 157 US Dollar (3500 Rs) und einen Spesenansatz pro Tag von 3,35 US Dollar (150 Rs).
Streik um bessere Anstellungsbedingungen im Tourismus
Der Streik wurde ausgerufen, nachdem die Bootsbesitzer sich weigerten, den im August auslaufenden Vertrag zu erneuern. Die Hausbootangestellten suchten zunächst bei der von den Kommunisten dominierten Regierung und der Tourismusindustrie um Vermittlung. Doch vergeblich: Die Kader der kommunistischen Partei Indiens CPI (M) sind inzwischen selbst zu Tourismusunternehmern geworden. Sie besitzen Luxushotels und Freizeitparks, deren Managementposten mit Parteigenossen besetzt wurden.
Die Hausbootbesitzer begründeten ihre Weigerung, auf die Lohnforderungen einzugehen, mit den gestiegenen Treibstoffkosten und der Inflation. Aber die meisten Hausbootarbeiter sind gewerkschaftlich beim Nationalen Gewerkschaftsverband CITU der CPI (M) angeschlossen und sahen den Zeitpunkt für gekommen, auf die miserablen Anstellungsbedingungen der Tourismusangestellten in Kerala aufmerksam zu machen, wo die Regierung immer gerne von „verantwortungsvollem Tourismus“ spricht.
Fischer kämpfen um ihre Lebensgrundlagen
Inzwischen läuft der Kampf der Fischer gegen ein neues Küstenmanagement weiter: An einem vom Zentrum für Umwelterziehung organisierten Seminar sprach sich sogar der Fischereiminister S. Sarma gegen das neue von der Regierung gepuschte Gesetz aus: „Der Einfluss der Globalisierung zeigt sich deutlich in der Gesetzesvorlage. Entwicklung soll nicht auf Kosten der Lebensgrundlage der Fischerfamilien geschehen. Sie werden keine Regeln akzeptieren, die ihre Vertreibung und eine Schädigung ihrer Existenz bedeuten. Entsprechend müssen Entwicklung und Umwelt einander ergänzen. Umweltanliegen müssen in Entwicklungspläne aufgenommen werden. Entwicklung soll aber auch nicht zugunsten der Umwelt auf’s Eis gelegt werden.“ Die Gesetzesvorlage sieht unbeschränkte Möglichkeiten für Kapitalinvestitionen in Küstengebieten vor. Die Regierung möchte Investitionen in Tourismusprojekte fördern. Dabei würden die Fischer ihre Lebensgrundlagen verlieren.
Quellen: www.thePeninsulaQatar.com 11.09.2008; Kerala Tourism Watch, 09.09.2008; The Hindu 08.09.2008 www.theHindu.com