Wie hängen Kinderrechte mit dem Tourismus zusammen?

Reisen ist im Grunde etwas Positives. Die Begegnung mit anderen Kulturen kann uns alle bereichern sowie angemessene Normen und Rechte im Umgang mit Kindern verbreiten. Die Globalisierung, neue Reisemöglichkeiten wie Freiwilligentourismus und Privataufenthalte sowie die Verfügbarkeit billiger Reisen in weit entfernte ärmere Länder können jedoch auch das Risiko für Kinder erhöhen. 

Dafür gibt es mehrere Gründe. In einigen Ländern führen die dort verbreiteten Normen und Werte dazu, dass Kinder nicht lernen, sich gegen (weisse) Erwachsene auszusprechen. Steht Wort gegen Wort, zählt die Stimme von Kindern oft weniger als diejenige von Erwachsenen. Wer Kinder vergewaltigen will, geht in der Regel in Länder, in denen erstens die dort herrschende Armut es einfach macht, Kinder auszubeuten und in denen zweitens die Justiz schwach und korrupt ist.

Die schwächere soziale Kontrolle auf Reisen sowie Alkohol führen dazu, dass Menschen ihre ethischen Grenzen eher überschreiten, als sie dies zu Hause tun würden. 

Was tut Childhood dagegen?

Wir arbeiten mit lokalen Organisationen zusammen, um wirksame Methoden zur Verhinderung von Gewalt und Missbrauch zu suchen, zu stärken und zu verbreiten. Wir unterstützen auch Kinder und Familien, bei denen das Risiko von Gewalt und Missbrauch besonders hoch ist.

Unsere Methoden sind vielseitig, von Vatergruppen in Shantytowns in Südafrika bis hin zu technischen Lösungen, um der Ausbeutung entgegenzuwirken. Wir stärken auch kleine Organisationen, die in der Nähe besonders gefährdeter Gruppen arbeiten; beispielsweise eine Organisation, die sich dafür einsetzt, dass Kinder, die in Nepal gehandelt wurden, wieder in ihre Familien integriert werden können.

Wir kombinieren die Arbeit an der Basis, bei der Lösungen aus den eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen der Zielgruppen stammen, mit der Zusammenarbeit mit grossen Unternehmen und Institutionen wie den Vereinten Nationen.

Viele haben wahrscheinlich von Ihrer Gründerin gehört…

Ja, Childhood wurde von Königin Silvia gegründet. Sie setzt sich aktiv für das Recht von Kindern auf eine Kindheit ohne Gewalt und Missbrauch ein. 

Sie beschäftigen sich auch mit dem Thema Waisenhaustourismus – was ist das und wie sehen Sie das?

In Ländern wie Südafrika, Kambodscha, Thailand und Nepal ist es populär geworden, Waisenhäuser auf der Reise zu besuchen, um "mit eigenen Augen zu sehen, wie es ist" und "Kindern zu helfen, die die grössten Schwierigkeiten haben". An sich ein nachvollziehbarer Gedanke, aber wenn Sie etwas länger darüber nachdenken, werden Sie feststellen, dass es für uns in Schweden völlig undenkbar wäre, Waisenhäuser zu bauen, um dort Kinder zu betreuen, deren Familien zu arm sind, um sich selbst um sie zu kümmern. Oder gar Touristen kommen zu lassen, um eine Weile mit den traumatisierten und verlassenen Kindern zu spielen.

Was für unsere eigenen Kinder in Schweden falsch ist, ist für Kinder in anderen Ländern genauso falsch. Aus diesem Grund informieren wir über die Hintergründe von Besuchen, Finanzierungen und Freiwilligenarbeit in Waisenhäusern.   

Woran arbeiten Sie gerade?

Im Sommer werden wir zusammen mit Ecpat, der Polizei, der Gleichstellungsbehörde und der Kindersicherungsbewegung ein Projekt starten. Ziel ist es, reisenden Tätern die Ausbeutung von Kindern zu erschweren und damit davonzukommen.

Wir glauben, dass die überwiegende Mehrheit der TouristInnen und SchwedInnen im Ausland in Ländern, in denen viele Kinder sexuell ausgebeutet werden (z. B. Thailand, Kambodscha und die Philippinen), mehr machen wollen und auch können, um zu verhindern, dass Kinder missbraucht werden.

Diesen guten Willen wollen wir nutzen. Die schwedische Polizei untersucht Sexualverbrechen gegen Kinder, die von SchwedInnen in anderen Ländern begangen wurden. Aber damit die Polizei das kann, müssen erst die Anzeigen gemacht werden!  

Gibt es etwas, von dem Sie denken, dass alle Reisende und alle im Tourismus Beschäftigte es zum Wohle der Kinder tun sollten?

Das Wichtigste, was ich mir wünsche, ist, dass alle anfangen zu denken! Die überwiegende Mehrheit meint es gut und will Kindern helfen, die Schwierigkeiten haben. Trotzdem schätzen wir manchmal unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten, um diesen Kindern zu helfen, ganz anders ein, als wenn es "unsere" Kinder wären. Dies führt oft zu kurzfristigen Lösungen, die die Situation des Kindes nicht berücksichtigen und manchmal sogar neue Probleme verursachen.

Ein Beispiel sind TouristInnen, die bettelnden Kindern etwas geben. Es mag zunächst so wirken, als würde man dem Kind helfen, aber es führt in Wirklichkeit dazu, dass mehr Kinder es riskieren, auf der Strasse zu landen. Das Betteln oder Verkaufen kleiner Dinge an TouristInnen kann der Familie manchmal ein grösseres Einkommen bringen, als die Eltern verdienen können. Aber die Strassenumgebung ist extrem gefährlich für Kinder – viele werden dort sexuell ausgebeutet und missbraucht. Kinder auf der Strasse gehen zudem meist nicht in die Schule und haben somit auch keine Chance auf eine Ausbildung, die ihnen einen langfristigen Lebensunterhalt sichern würde. Bettelnden Kindern etwas zu geben kann somit die Kinder in der Armut halten und ihre Verletzlichkeit erhöhen. Es ist also besser, eine Organisation zu unterstützen, die sich für die Familien einsetzt und dafür sorgt, dass die Kinder so schnell wie möglich von der Strasse wegkommen.

Covid-19-Pause in der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus

Die meisten Grenzen sind geschlossen. Das Reisen zwischen Ländern ist so stark zurückgegangen, dass Interpol in seinem jüngsten Bericht ankündigt, dass der sexuelle Missbrauch im Zusammenhang mit Reisen und Tourismus im Prinzip vollständig aufgehört hat. Hingegen sei die Gefahr gestiegen, dass Kinder für Online-Angebote ausgebeutet würden. Zudem könnte sich der Trend ins Gegenteil umkehren, sobald die Reiserestriktionen aufgehoben würden:  Denn die Einschränkungen und Lockdowns haben viele in Armut gestürzt. Familien, die im Tourismus beschäftigt waren, sind besonders stark betroffen. Viele haben sich bei Kredithaien verschuldet. Und die lokalen Kinderschutz-Organisationen kämpfen ums Überleben, weil die wenigen internationalen Gelder bevorzugt der Gesundheitsversorgung zugute kommen. So besteht die Gefahr, dass nach der Pandemie Armut und Hoffnungslosigkeit reisenden Tätern Tür und Tor öffnen. Deshalb gilt es jetzt die Zeit zu nutzen: Es gilt Familien und lokale Organisationen zu stützen, die Wächterfunktionen übernehmen und eingreifen, wenn Kinder in Gefahr sind, Schaden zu nehmen. Reiseveranstalter, die Hotelbranche und Reisende selbst können die unfreiwillige Reisepause nutzen, um nachzudenken, und Verfahren und Abläufe zu entwickeln, die es reisenden Tätern erschweren, Kinder auszunutzen. Als ersten Schritt sei der Bericht von Childhood.se zur sexuellen Ausbeutung von Kindern im kambodschanischen Tourismus empfohlen.  

Viele haben wahrscheinlich von Ihrer Gründerin gehört…

Ja, Childhood wurde von Königin Silvia gegründet. Sie setzt sich aktiv für das Recht der Kinder auf eine Kindheit ohne Gewalt und Missbrauch ein. 

Sie beschäftigen sich auch mit dem Thema Waisenhaustourismus – was ist das und wie sehen Sie das?

In Ländern wie Südafrika, Kambodscha, Thailand und Nepal ist es populär geworden, Waisenhäuser auf der Reise zu besuchen, um "mit eigenen Augen zu sehen, wie es ist" und "Kindern zu helfen, die die grössten Schwierigkeiten haben". An sich ein nachvollziehbarer Gedanke, aber wenn Sie etwas länger darüber nachdenken, werden Sie feststellen, dass es für uns in Schweden völlig undenkbar wäre, Waisenhäuser zu bauen, um Kinder zu betreuen, deren Familien zu arm sind, um sich um sie zu kümmern. Oder Touristen kommen zu lassen, um eine Weile mit den traumatisierten und verlassenen Kindern spielen.

Was für unsere eigenen Kinder in Schweden falsch ist, ist für Kinder in anderen Ländern genauso falsch. Aus diesem Grund informieren wir über die Hintergründe von Besuchen, Finanzierungen und Freiwilligenarbeit in Waisenhäusern.  

Woran arbeiten Sie gerade?

Im Sommer werden wir zusammen mit Ecpat, der Polizei, der Gleichstellungsbehörde und der Kindersicherungsbewegung ein Projekt starten. Ziel ist es, reisenden Tätern die Ausbeutung von Kindern zu erschweren und damit davonzukommen.

Wir glauben, dass die überwiegende Mehrheit der TouristInnen und SchwedInnen im Ausland in Ländern, in denen viele Kinder sexuell ausgebeutet werden (z. B. Thailand, Kambodscha und die Philippinen), mehr machen wollen und auch können, um zu verhindern, dass Kinder missbraucht werden.

Diesen guten Willen wollen wir nutzen. Die schwedische Polizei untersucht Sexualverbrechen gegen Kinder, die von SchwedInnen in anderen Ländern begangen wurden. Aber damit sie das können, müssen die Anzeigen zunächst eingehen!