Klima-Grosseltern unterwegs: Was tun, wenn die Wanderlust bleibt, aber die Kräfte schwinden?
Früher, als ich noch jünger, kräftiger und ausdauernder war, habe ich mit meinem Mann oft meine Ferien mit Weitwandern verbracht. Auf die Dauer hat sich aber gezeigt, dass es immer schwierig wird, das ganze Gepäck auf dem Rücken mitzutragen. Jetzt, als Klima-Grossmutter, würde ich es kaum mehr schaffen, auch weil ich im Alter den Komfort von Wechselkleidung, Schuhen, Lektüre für abends etc. sehr schätze. Nun hat ein Freund uns auf eine altersgerechte Variante hingewiesen: organisiertes Weitwandern. Man greift dabei auf Tourenangebote von Trekking-Firmen zurück.
Nur wandern muss man selbst
So entscheiden wir uns für eine organisierte Tour: Piemont – Ligurien in 8 Tagen. Dabei handelt es sich um eine individuelle Weitwanderung mit reservierten Unterkünften, Gepäcktransport, einer genauen Streckenbeschreibung und organisierten Transfers. Man wandert also für sich allein, muss sich aber um Unterkunft und Tourenbeschreibung nicht sorgen und trägt nur einen kleinen Tagesrucksack. Die Leistungen unseres Anbieters beginnen im ersten Hotel in Alba und enden im letzten Hotel in San Remo, die Hin- und Rückreise muss man selber organisieren. Im ersten Hotel werden die Reiseunterlagen ausgehändigt. Im Preis inbegriffen sind das Zimmer mit Frühstück, alle Reiseunterlagen und einige Transfers. Fürs Essen sonst ist jeder selber zuständig – Was aber in Italien kaum ein Problem darstellt.
Sieben Tage im Mai
Wir wanderten am 20. Mai los und hatten insofern Glück, als die grosse Regenzeit in Italien (mit schweren Überschwemmungen) genau am Tag vor unserer Tour zu Ende ging. In den Reiseunterlagen ist vermerkt, wo man unterwegs einkehren kann und auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten werden erwähnt. Das Gepäck lässt man morgens im Hotel zurück und bekommt es abends im nächsten Hotel wieder. Meist ist es möglich, mit ÖV allzu lange Strecken abzukürzen, oder sich ein «Taxi» selber zu organisieren, indem man im Hotel fragt, ob irgend jemand gegen Entgelt bereit wäre, den Autotransport für ein paar Kilometer zu übernehmen. Wir haben dies zweimal erfolgreich bewerkstelligt. Da wir diese Weitwanderung zu viert unternommen haben, hat sich der Betrag pro Person in sehr bescheidenem Rahmen gehalten (ca. 5 Euro pro Mal).
Im mondänen Ziel
Wir waren von dieser Weitwanderung in Piemont und Ligurien begeistert. Einerseits ist die Landschaft fast immer sehenswert; vor allem aber die kleinen Städte und Orte sind oft noch in ihrer alten Bausubstanz erhalten und wunderschön. Die Gegend ist grossenteils hügelig, aber nicht bergig, d.h. es gibt kaum heftige Steigungen. Wenn doch, werden auch Ausweichrouten angeboten, die jedem die Wahl erlauben, ob man sich sportlich betätigen will oder doch lieber genusswandert.
Am besten gefallen hat mir der Übergang vom Piemont nach Ligurien: Wir kamen mitten aus den Bergen ans Meer zum Teil zu Fuss, zum Teil mit dem Bus. Und dann ist man plötzlich in einem italienischen Badeort mit sensationeller Altstadt und dem Luxus eines Strandes mit Snackbars, Liegeplätzen und sauberem Sandstrand. So kann man sowohl das Naturerlebnis im Piemont mit manchen eher abgelegenen und einsameren Gegenden wie auch das lebhaftere und fast etwas mondäne Treiben in italienischen Küstenorten geniessen.
Karin Weisswange
Karin Weisswange, im (Un-)Ruhestand, aktives Mitglied der Klima-Grosseltern beider Basel, wohnt in einem ländlichen Gebiet direkt an der französischen Grenze und liebt es, in ihrer Freizeit zu wandern und Velo zu fahren