Falsch! Mein letzter innereuropäischer Flug war 2001, auf dem Rückweg von einer privaten Reise nach Island. Hin bin ich mit dem Schiff. Auf der wunderschönen Schifffahrt hatte ich Zeit für mich, die Nordsee und deren Inseln sowie dafür, die zurückgelegte Distanz hautnah zu erfahren. Der Weg war Teil des Ziels und somit der ganzen Reise. Seither bin ich mehrmals geflogen, privat und für Reisen. Erst seit rund 10 Jahren verzichte ich auf private Flüge – und das bewusst. Weil ich für eine Welt verantwortlich sein will, die meinen Kindern eine Perspektive bietet. Weil ich anerkenne, dass auf individueller Ebene Flugreisen den grossen Unterschied ausmachen. Die Treibhausgasemissionen eines Langstreckenfluges Zürich – New York liegen bei rund 2.6 t CO2i. Zum Vergleich: Der inländische Fussabdruck eines Durchschnittsmenschen in der Schweiz liegt bei 5 t CO2 Äquivalentenii pro Jahr (ohne importierte graue Emissionen). CO2 ist das häufigste der Treibhausgase und diese befeuern die globale Klimaerhitzung. Als Mitarbeiter eines internationalen Hilfswerks weiss ich, was die Klimaerhitzung für Menschen bedeutet. Hier geht es um weit mehr als „nur“ eine Kunstschnee-Debatte…

Klimaextreme wie Dürreperioden, übermässige Niederschläge oder Wirbelstürme gefährden den Anbau von Nahrungsmitteln und somit das Recht auf Nahrung von Millionen Menschen. Dies trifft kleinbäuerliche Familien im globalen Süden mit Hunger und Not und offenbart eine der herrschenden Ungerechtigkeiten: Die Menschen, die am wenigsten zur Klimaerhitzung beitragen, leiden am meisten darunter. Darum thematisiert die Ökumenischen Kampagne 2023 erneut die Klimagerechtigkeit. 

Klimagerechtigkeit verlangt, dass alle Menschen – auch die heranwachsenden und zukünftigen Generationen – ein Leben in Würde führen können. Folglich müssen wir Verantwortung übernehmen und unser Konsumverhalten sowie unseren Lebensstil überdenken. Fastenaktion, HEKS und Partner sein weisen darauf hin, dass die Klimaerhitzung und die damit verbundene Umweltzerstörung mit dem Armutsproblem untrennbar verknüpft sind. In der Ökumenischen Kampagne appellieren die Organisationen daran, diese Verbindung ernst zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen, solidarisch zu handeln und den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.  

Bezogen auf Reisen heisst dies für mich: Ich verzichte auf das Flugzeug und nehme den Zug. Ich geniesse es, im Zug Zeit zu haben – ein rares Gut in der heutigen Zeit. Sollte ich jemals wieder fliegen, dann will ich auch der fernen Destination genügend Zeit widmen. Lieber einmal zehn Wochen als zehnmal eine Woche, denn eine Reise in ein fernes Land ist etwas Ausserordentliches und will als solches gewürdigt werden. Und natürlich esse ich dann auch das vegetarische Menu.   

Fastenaktion & HEKS

HEKS und Fastenaktion führen in der Schweiz seit 1969 jährlich die Ökumenische Kampagne durch, die während der Fastenzeit stattfindet und bis Ostern dauert. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein. Zudem führen die beiden Organisationen jedes Jahr Kampagnen zu entwicklungspolitischen Themen durch. Die Kampagnenthemen leiten sich ab aus der jahrzehntelangen Entwicklungszusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika, und den Strukturen, die dort zu Hunger und Armut führen.