Basel, 01.12.2009, akte/ Sumesh Mangalassery ruft auf, die unbequeme Wahrheit anzunehmen: Tourismuswachstum und CO2-Reduktion beissen sich. Nur eine Reduktion von Flügen kann zu einer Verminderung der Emissionen führen. Sollte Kopenhagen es verpassen, den Flugverkehr in ein neues Rahmen-Klimaabkommen nach 2012 aufzunehmen, würden sich die Emissionen aus dem Flugverkehr bis 2050 verdoppeln oder gar verdreifachen. Denn gemäss der UN Welttourismusorganisation werden die internationalen Ankünfte bis nächstes Jahr die Milliardengrenze überschreiten und bis 2020 auf 1.6 Milliarden zunehmen. Die Treibhausgasemissionen aus dem Flugverkehr würden dabei auch um durchschnittlich drei Prozent zunehmen. Eine Tendenz, die in krassester Weise an Dramatik übersteigt, was das Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC –  oft als Weltklimarat bezeichnet – als schlimmstes Szenario beschrieben hat.

"Man kann die Malediven nicht zu Fuss erreichen", meint Geoffrey Lipman, Präsident des Branchenverbandes World Trade and Tourism Council WTTC und Berater der UNO-Welttourismusorganisation UNWTO. "Wir wollen mehr Flüge, nicht weniger." Mangalassery fragt kritisch nach, auf wen die UNWTO da hört. Noch immer seien internationale Reisen das Privileg von weniger als zwei Prozent der Weltbevölkerung, argumentiert er, die damit disproportional zur Klimaerwärmung beitragen würden.

Er zerlegt auch das Argument, der Tourismus sei für die Armutsbekämpfung wichtig: Es brauche eine Vollkostenrechnung, die den ökologischen, ökonomischen und sozialen Fussabdruck messe. Dabei würde sich in den meisten Fällen herausstellen, dass der Mainstream-Tourismus die Armut oft eher verschlimmert und die Millenniumsziele unterhöhlt.

Klimawandel sei nicht nur eine technische Frage von "mitigation and adaptation" (Verringerung und Anpassung). Er verlange einen umfassenden Paradigmenwechsel. Es brauche eingreifende Regulierungen, um die Emissionen aus dem Tourismus zu Reduzieren. Der Tourismus müsse daher explizit ins Rahmenabkommen einbezogen werden.

Tourismus sei keine gangbare Entwicklungsperspektive für die Armen und solle nicht weiter als Entwicklungsmodell für arme Länder gefördert werden. Die Idee, arme Länder von einer so anfälligen Branche wie dem Tourismus abhängig zu machen, müsse endlich aufgegeben werden.

Lesen Sie die ganze Position aus dem Süden auf Englisch:
Sumesh Mangalassery: "Climate justice and tourism – Less planes, not more!"

Erleben Sie Sumesh Mangalassery life: Am 10. Dezember an derPodiumsdiskussion "Klimagerechtigkeit und Tourismus" in Kopenhagen