Klimagipfel in New York: Viele große Worte, wenig Taten
Obwohl der Klimagipfel in New York den ganzen Tag mit einer Aura von mitreißendem Enthusiasmus begleitet war, sind die Ergebnisse am Ende ernüchternd. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat mit der Einladung der Staatschefs das Ziel verfolgt, die Ambitionen für das bevorstehende Klimaabkommen in Paris im nächsten Jahr zu steigern und eine Aufbruchstimmung zum Klimaschutz zu schaffen. Letzteres ist ihm gelungen – dies schlägt sich in den Worten der Staatschefs nieder – nur leider mangelte es an Substanz.
Zahlen kommen erst 2015 auf den Tisch
Es mag wohl sein, dass Obama noch nie sich so mitreissend zum Klimaschutz aus dem Fenster gelehnt hat, wie uns US-NGOs bestätigen, auch hat China noch nie von einer "internationalen Verantwortung" gesprochen, so sagten unsere chinesischen Freunde – aber ihre Zahlen zum Klimaschutz wurden nicht benannt. Immerhin hat die USA verlauten lassen, dass sie sich auch an den "Paris-Fahrplan" halten werden, also bis März 2015 ihre Klimaschutzziele auf den Tisch legen und China will so schnell wie möglich einen kohlenstoffarmen Weg einschlagen.
Deutschland und Frankreich schreiten allen voran
Obwohl Deutschland in der Runde der Staatschefs stumm bleiben musste und Hendricks am Nachmittag erst den Ausstieg aus der Kohleförderung durch Entwicklungsmittel verkündete – so wurde Deutschland seit Auftakt der Veranstaltung immer wieder lobend vom Ban Ki-Moon erwähnt. Zusammen mit Frankreich ist Deutschland eines der wenigen Länder, welches substanzielle Zusagen für den Green Climate Fund mit einer Milliarde US-Dollar gemacht hat – und das bereits vor Wochen. Damit bleiben Deutschland und sein Nachbar Frankreich allein auf weiter Flur, was finanzielle Zusagen in dieser Größenordnung betrifft. Zusagen haben auch Süd-Korea, Dänemark oder die Schweiz gemacht, aber die Zusagen insgesamt reichen nicht aus um den Green Climate Fund angemessen aufzufüllen.
Insel-Staaten ambitioniert beim Klimaschutz
Besonders bemerkenswert war, dass sehr viele Staatschefs sich besorgt äusserten, wie stark ihr Land bereits unter dem Klimawandel leidet wegen starken Wetterereignissen und den ökonomischen Folgekosten durch klimabedingte Schäden. Länder wie Madagaskar, Irak, Philippinen, die Marshall Inseln, Georgien oder Namibia rückten dies stark in den Vordergrund, aber auch die USA reihte sich in die Gruppe mit ein. Die wirklichen Helden des Tages waren die kleinen Inselstaaten, die vom Klimawandel am schlimmsten betroffen sind und dennoch auch ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Grenada macht sich stark für den Einsatz von 100 Prozent erneuerbaren Energien, Trinidad und Tobago wollen bis Ende des Jahrhunderts CO2-neutral sein. Tuvalu will auch seinen Beitrag leisten mit der Ankündigung, bis 2020 zu 100 Prozent durch Erneuerbare Energien die Insel zu elektrifizieren.
Globales Abkommen in Paris braucht mehr Mut
Leonardo di Caprio hat bei seiner Auftaktrede die Staatschefs angefleht mutig zu sein – dieser Mut hat sich nur bei den besonders vom Klimawandel betroffenen Inselstaaten wiedergespiegelt – die meisten anderen haben nur Altbekanntes wiedergegeben. Damit Paris nun ein Erfolg wird – und es sieht so aus als wollen China und die USA ein Klima-Abkommen auf niedrigem Niveau schliessen – muss der gesellschaftliche Druck hoch bleiben und Deutschland sich seiner Vorreiterrolle bewusst werden und sich wieder entschieden in die internationale Klimapolitik einbringen.
Referentin für Klima- und Energiepolitik
Sabine Minninger, Dipl. Geografin, war von 2003 bis 2012 im Auftrag von Tourism Watch als Beraterin in vielen Entwicklungsländern vor allem in Südostasien und Südpazifik tätig. Im Rahmen ihrer Tätigkeiten hat sie seit 2008 intensiv den UNFCCC-Prozess verfolgt und setzt sich gemeinsam mit den Partnern von Brot für die Welt für mehr Klimagerechtigkeit in den Weltklimaverhandlungen ein und engagiert sich mit Netzwerkpartnern dazu auch auf nationaler und EU-Ebene.