Die "Klima-Grosseltern" sind eine schweizerische Bewegung und ein gemeinnütziger Verein. Sie wurden mit der Absicht gegründet, allen Grosseltern, Tanten, Onkeln und übrigen Personen eine Stimme zu geben, die sich um das Klima sorgen, das ihren Nachkommen hinterlassen wird. Weiter Infos zum Verein finden Sie hier.

Alles kommt anders

Eigentlich wollte ich ja von einer Gruppenreise nach Griechenland berichten, von unserer Idee auf die Flüge zu verzichten, mit dem Reiseveranstalter zu verhandeln und davon, wie wir den Balkan mit diversen Zügen durchquert haben. Wir wollten "auf dem Boden" nach Thessaloniki reisen, mit einer Gruppe etliche Besonderheiten von Griechenland entdecken und danach mit Bus, Fähre und Zug in die Schweiz zurückkehren… Das haben wir geplant, vereinbart und schon fast gebucht – eine klimafreundliche Variante, von Klimagrosseltern ausgedacht – doch dann kam Corona dazwischen und "ermöglichte" uns eine noch umweltfreundlichere Reise! 

1. Etappe: Das machen wir!

Rhone statt Ägäis, Raron statt Athen, Fondue statt Mousaka, eigene Steinskulpturen statt griechische Säulen… Ihr ahnt es schon – wir sind in der Schweiz geblieben: Radfahren, wandern, Kultur entdecken – und Menschen! Zu viert sind wir aufgebrochen. Als Richtschnur wählten wir die Rhone, als wichtigstes Fortbewegungsmittel das Velo!

Wenn schon Rhone, dann vom Ursprung an, sagten wir uns. Also sind wir – nach der Anreise mit dem Zug und einer ersten Übernachtung in Oberwald – mit einer Wanderung vom Furkapass zur Rhonequelle in unsere Ferienwoche gestartet.  

2. Etappe: Rhone-Radweg und mehr

Am nächsten Tag ging’s per Velo nach Ernen. Kurze Etappe, viel Zeit für einen kulturellen Abstecher: Twingi Land Art, eine Entdeckung im Binntal! Künstler "beleben" eine alte Fahrstrasse (während die Autos durch ein neues Tunnel fahren), herrlich!  

Am Abend ein Klavierrezital in der Kirche, das Musikdorf Ernen zeigt sich von seiner besten Seite. Dazwischen Begegnung mit den Hotel-Verantwortlichen im BerglandHof, welch eindrückliche Menschen, welch wunderbares Konzept – wir kommen wieder!

Weiter geht’s. Der Radweg ist auf der ganzen Route bestens ausgeschildert, seniorenfreundlich und genussvoll zu bewältigen. Ausser? Genau! Ausser heute! Das Teilstück zwischen Ernen und Grengiols fordert uns alles ab. Unerwartet steile Abfahrten und Aufstiege auf Geröllwegen, Velo schieben, rauf und runter, das haben wir nicht erwartet. Die Strapazen sind zum Glück bald bewältigt und munter radeln wir Raron entgegen. Beim Grab von Rilke wollen wir verweilen, Gedichtzeilen nachspüren, Gedanken austauschen. Leben und Sterben, Tiefsinn und Lebensfreude – wir kommen intensiv ins Sinnieren, bis der Rhonetal-Wind uns zurückbläst in die heutige Realität und ins nächste Strassencafé. 

3. Etappe: Besondere Momente

Die Planung des nächsten Abschnitts lässt uns schmunzeln. Wir nehmen die Luftseilbahn, übernachten im Bergdorf Jeizinen und freuen uns auf den nächsten Tag! Im Sausewind von 1525 müM runter auf 620 müM, eine prächtigere Abfahrt gibt es in der Schweiz wohl nicht! In Salgesch wollten wir das Weinsensorium und das Weinmuseum besuchen. Und natürlich auch die hiesigen Spezialitäten probieren. Das haben wir auch gemacht. Zum Höhenpunkt wurden aber die zwei Übernachtungen im wunderbaren Maison d’hôtes de la Chapelle. Gastfreundschaft vom Feinsten, herzliche Begegnungen mit Isabelle und Philippe, Gespräche bis tief in die Nacht – das sind Klimagrosseltern-Stunden, wie wir sie von A bis Z schätzen!

Dann zu Fuss durch den Pfynwald, kleine Wege, Artenvielfalt, sensorische Vielfalt. Zum Abschluss noch rauf zur Bhutanbrücke. Verbindung schaffen, wo Trennlinien sind – zwischen Landesteilen, Kulturen, Religionen. Scheinbar Trennendes zwischen Menschen überbrücken – den Wallisern ist es gelungen, ein Symbol zu schaffen. Chapeau! 

4. Etappe: Abschluss mit Überraschungen

Schon bald kommt der letzte Tag. Weiter talabwärts auf dem Radweg. Rast am Rhoneufer. Schon bald entsteht eine kleine Steinskulptur. Vergängliches Gebilde am Flussufer, ewig fliesst der Strom, alles ist in ständiger Bewegung, wir sind ein winziger Teil eines grossen Ganzen… Schluss mit Philosophieren, der Radweg ruft, noch ahnen wir nichts. Was zuerst nur ein Lüftchen ist, schwillt an zum Sturmwind (zumindest kommt es uns so vor). Wir kämpfen tapfer, das muss doch zu schaffen sein – dann aber eine Bö von der Seite, die zwingt uns glatt zum Absteigen. Und doch erreichen wir noch vor Sonnenuntergang unser Ziel Martigny. Durchwindet und müde, hungrig und durstig, aber doch pudelwohl erreichen wir den Endpunkt unserer Langsamreise. 

Der letzte Höhepunkt kommt aber noch. Er wird uns offeriert von der SBB! Auf der Heimreise steigen wir um in Visp. Unerwartet kontaktiert uns eine SBB-Beamtin. Sie habe eben die Meldung erhalten, dass der Velowagen bereits besetzt sei – sie hätten darum einen Gepäckwagen angehängt, der befinde sich am Ende des Zuges.  

Natürlich hat der Gepäckwagen keinen ebenerdigen Zugang. Ein Problem für Senioren mit schwer bepackten Fahrrädern? Nicht doch! Schon stehen vier (!) Bähnler bereit und packen unsere Räder mitsamt den schweren Sacochen. Was für ein Service! Und bei der Ankunft? Wie wenn es selbstverständlich wäre, erwartet uns der Zugbegleiter vor dem Gepäckwagen und hilft uns wieder! SBB – olé! Ob wir auf der geplanten Griechenlandreise auch so etwas erlebt hätten?

Klimafreundlich unterwegs, ja, ja – das geht! Klimagrosseltern-Glück – ja, ja, das gibt’s! 

Natürlich hat der Gepäckwagen keinen ebenerdigen Zugang. Ein Problem für Senioren mit schwer bepackten Fahrrädern? Nicht doch! Schon stehen vier (!) Bähnler bereit und packen unsere Räder mitsamt den schweren Sacochen. Was für ein Service! Und bei der Ankunft? Wie wenn es selbstverständlich wäre, erwartet uns der Zugbegleiter vor dem Gepäckwagen und hilft uns wieder! SBB – olé! Ob wir auf der geplanten Griechenlandreise auch so etwas erlebt hätten?

Klimafreundlich unterwegs, ja, ja – das geht! Klimagrosseltern-Glück – ja, ja, das gibt’s!