© Anna Kodek

Das Gewusel von Paris und Gare Montparnasse liessen wir endgültig hinter uns, als wir in der bretonischen Stadt Auray den Hochgeschwindigkeitszug gegen den Korkenzieherzug (Le Tire-Bouchon) eintauschten. In den nächsten 45 Minuten ruckelte der Zug zuerst gemütlich durch den Wald, danach entlang des Meeres auf der schmalen Landzunge von Quiberon.
Im gleichnamigen Ort angekommen rollten meine beiden Mädels und ich unser Gepäck zum Hafen und freuten uns auf die Fährenüberfahrt zur «schönen Insel».
Nach unserer Ankunft im malerischen Hafen von Le Palais, dem Hauptort, war es noch ein kurzer Spaziergang zu unserer Unterkunft mit Meerblick.

In den nächsten fünf Tagen erkundeten wir ein einzigartiges Mosaik aus kleinen Dörfern und wilden Küsten mit karibisch anmutenden Stränden.
Nach einem ausgiebigen Frühstück versorgten wir uns täglich beim lokalen Markt mit ausreichend Obst, Gemüse und Baguette bevor wir mit dem Bus in die vielen Ecken der 87 km² großen Insel fuhren.
Am Abend gingen wir in eines der vielen Restaurants von Le Palais und liessen das Tagesgeschehen bei süßen Crêpes, deftigen Galettes sowie Fisch und Meeresfrüchten ausklingen.

Die Insel inspirierte auch Maler wie Matisse und Monet. Letzterer malte ab 1886 über 30 Gemälde auf Belle-Île.

© Anna Kodek

«Buswandern» auf Belle-Île-en-Mer

Die gesamte Insel ist mit dem Weitwanderweg GR® 340 (Tour de Belle-Île) gut erschlossen und ausgezeichnet markiert. An drei Tagen sind wir fast die gesamte Westküste von der Pointe des Poulains im Norden bis nach Locmaria im Süden gewandert. Dabei hat uns der Bus an einem Ort ausgespuckt und 12 bis 17 Kilometer später wieder eingesammelt.

 

Ein Leuchtturm sowie eine kleine stillgelegten Militärfestung, die von der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt im 19. Jahrhundert erworben wurde, dominieren die Nordspitze.

Während des Tages wanderten wir bei Meeresrauschen und verschmolzen mit steilen Klippen, Mini-Eilanden und den kleineren und grösseren Buchten mit ihren Sand- und Kiesstränden.
Die Heidelandschaft wechselte sich mit einer Farn- und Graslandschaft sowie sonstigem Gebüsch ab. Ein kleiner Snack zwischendurch waren wildgewachsene Brombeeren.
Mal war der Weg fordernd und teilweise auch sehr steil (Trittsicherheit!), dann wieder «brettleben» zum Durchschnaufen und Geniessen.

© Anna Kodek
© Anna Kodek
© Anna Kodek

Bei unseren Wanderungen entlang der Westküste sind wir nur zwei Hotels, einer Wetterstation, dem einen oder anderen Haus und hier und da baulichen Überresten aus der Vergangenheit begegnet. An den Buchten ankerten kleinere Boote und die Zahl der wanderfreudigen Personen war trotz idealen Wetterbedingungen in der zweiten Augusthälfte sehr überschaubar.
Die Strände waren gut besucht und das Meer mit knapp 20 Grad erfrischend.

© Anna Kodek

An einem weiteren Tag unternahmen wir eine leichte Wanderung von der Pointe de Poulains entlang der Ostküste nach Sauzon. Auch hier luden kleine Buchten zum Nichtstun ein und Bäume spendeten uns beim Wandern etwas Schatten.

Sauzon (© Anna Kodek)

Bei unseren vielen Busfahrten quer über die Insel bekamen wir einen Eindruck vom mehrheitlich flachen und landwirtschaftlich geprägten Landesinneren mit den typischen weissen Häusern mit je einem Schornstein auf der linken und rechten Seite.
Vier grössere Orte prägen Belle-Île: Die bunten Hafenstädte Le Palais und Sauzon an der Ostküste sowie Locmaria im Süden und Bangor im Westen.

Relaxen an Traumstränden

Obwohl die Wanderungen nur ein paar Stunden in Anspruch nahmen, verbrachten wir den ganzen Tag in der Natur. Strände mit klingenden Namen wie Plage de Donnant, Plage d`Herlin oder Plage de Kérel sind viel zu schön, um daran vorbeizugehen!
Der längste Strand auf der Insel liegt jedoch an der vegetationsreicheren Ostküste, die dichter besiedelt ist. Les Grands Sables ist knapp 2 Kilometer lang und war für uns der Strand, um einen Tag zu faulenzen.

© Anna Kodek
© Anna Kodek
© Anna Kodek

Mein Unterkunftstipps: Hotel Vauban und L´ilot Carton

Wir haben im familiengeführten 2* Hotel Vauban genächtigt. Die Zimmer mit Blick Richtung Sonnenaufgang waren traumhaft und das Frühstück mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft und fairem Handel schmackhaft.
In Locmaria befindet sich mit dem L´ilot Carton ein weiteres gemütliches Bed&Breakfast, welches grösstenteils aus Karton erbaut ist. Die Möbel wurden aus dem Kartonverschnitt des Hauses gefertigt.

Umweltfreundliche Anreise ab Zürich

So wie ab Wien gibt es auch ab Zürich Direktverbindungen nach Paris. Danach Weiterfahrt mit dem TGV nach Vannes oder Auray. In der Hochsaison verbindet der Zug «Le Tire-Bouchon» Auray mit Quiberon. Ab Wien erreicht man Paris mit dem Zug in ca. 13 Stunden. Ab Zürich sind es 4 Stunden.

Alternativ zur Fähre (Dauer: ca. 45 Minuten) gibt es ab Quiberon auch ein Segelshuttle nach Belle-Île-en-Mer (Dauer: ca. 1 ½ Stunden).

Weitere Fährverbindungen in der Hochsaison gehen von Vannes, Port Navalo oder Le Croisic bzw. La Turballe auf die Insel.

Retour sind wir nicht mehr über Quiberon gereist, sondern haben eine Fähre nach Vannes genommen. Von dort ging es mit dem Hochgeschwindigkeitszug wieder zurück nach Paris.

Anna Kodek ist in ihrem Element, wenn sie die Natur zu Fuss, mit dem Rad oder im Kajak erkundet. Privat betrachtet die Österreicherin auf ihrem Blog «Verantwortungsvoll Reisen» die bezauberndsten Regionen Europas aus verschiedenen Perspektiven. Beruflich setzt sich Anna bei der Nichtregierungsorganisation respect_NFI für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus ein.