Knigge für Burmareisende
Basel, 05.02.2013, akte/ Höchst willkommen angesichts des derzeitigen Runs nach Burma erscheint ein Knigge für Burmareisende mit witzigen Karikaturen von bekannten burmesischen Cartoonisten. Das Heft ist ein Baustein für einen "verantwortungsvollen Tourismus", der im September 2012 mit Leitlinien versehen zur offiziellen Tourismuspolitik, "The Myanmar Responsible Tourism Policy" erhoben wurde. Das Vorwort zum Reiseknigge stammt denn auch vom Tourismusminister Htay Aung, der sich für die neue verantwortliche Tourismuspolicy stark macht. Unterstützt wurde die Publikation von der deutschen Hanns Seidel Stiftung, welche ihrerseits den Aufbau des "Responsible Tourism" in Burma fördert. Im Unterschied zur "Responsible Tourism Policy", die von Vertretern aus Regierung und Tourismuswirtschaft, aber ohne massgebliche Beteiligung der Zivilgesellschaft und den verschiedenen Volksgruppen erarbeitet wurde, beruhen die Tipps für Reisende auf einer breiter abgestützten Konsultation: Für den Reiseknigge hat Andrea Valentin der Fachstelle für Burmareisen, Tourism Transparency, gemeinsam mit dem Berater Khaing Oo Swe in fünf Regionen des Landes über 350 Leute – von Tour Operators und Reiseleitern über Regierungs- und Gewerbevertreter bis zu Handwerkern, Rikscha- und Kutschenfahrern sowie Dorfbewohnern – befragt, was ihre Botschaften an Touristen für eine respektvolle Begegnung sind. Ihre Vorschläge wurden 17 Ministerien zur Begutachtung unterbreitet, bereinigt und dann von verschiedenen einheimischen Karikaturisten illustriert.
Das Ergebnis ist eine ansprechende Sammlung von 30 konkreten Tipps, die Reisenden auf humorvoll einprägsame Weise aufzeigen, wie sie Einheimischen begegnen können, wie sie sich korrekt verhalten und welche Fettnäpfchen sie vermeiden müssen. Ergänzt werden die Tipps mit einem kleinen Sprachführer und der Aufforderung, zumindest ein paar Worte Burmesisch zu lernen. Die DOs & DON’Ts sind zweifellos ein "Must" für Burmareisende. Sie geben Reisenden einen wichtigen Einblick in die Kulturen Burmas und das Verständnis der einheimischen Gastgebenden zur Begegnung mit fremden Gästen. Diese Bemühungen der Regierung, unverantwortliches Verhalten der Gäste mit Aufklärung vorzubeugen, sollen auch honoriert werden.
Viele der Tipps sind ganz grundsätzlich wichtig für einen verantwortungsvollen Tourismus und keineswegs in dieser Deutlichkeit in anderen Reiseführern aufgeführt. Dazu gehört die klare Aufforderung, auf lokalen Märkten einzukaufen, um die Erträge aus dem Tourismus breiter zu verteilen, aber keine unbeglaubigten Edelsteine, keine Produkte von bedrohten Arten und keine antiken Kulturschätze zu erstehen. Andere Tipps fehlen, etwa zur Begegnung von ethnischen Gruppen, die mit ihren Eigenheiten – etwa die "Giraffenfrauen", die ihren Hals mit Ringen verlängern – den Reisenden wie in touristischen Zoos vorgeführt werden; solchen Auswüchsen müssen klare Vorgaben zum Umgang mit Minderheiten und Ethnien im Tourismus und nicht bloss Tipps zum Reiseverhalten für einen verantwortlichen Tourismus Abhilfe schaffen. Noch wird nicht aus allen Tipps klar, was denn jetzt wirklich verantwortungsvoller Tourismus wäre. So fragt man sich beim mit dickleibigen Touristen befrachteten, schwitzenden Fahrrad-Rikscha-Fahrer, mit dem für nachhaltige lokale Transporte, die den Einheimischen zugute kommen, geworben wird, ob der arme Kerl effektiv im Tourismus auf seine Kosten kommt. Vollends im Dilemma zwischen Tourismusförderung und verantwortlichem Reisen bleibt der Tipp zum Sex stecken: "Praktizieren Sie safer Sex. Prostitution ist illegal in Myanmar". Auch Kondome machen bekanntlich illegalen Sex nicht einfach legal. Vielmehr wäre angesichts der mit dem Tourismusboom rapid steigenden sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen die klare Aussage angesagt, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern nicht toleriert und konsequent mit der Strafverfolgung der Täter geahndet wird.
Die Broschüre finden Sie hier als PDF zum Download: http://www.dosanddontsfortourists.com/book/dos_and_donts_for_tourists.pdf.
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