Koh Samui: Gericht spricht burmesische Resortangestellte schuldig
Am Heiligabend dem 24.12.2015 hat das Gericht von Koh Samui die dreiundzwanzigjährigen burmesischen Wanderarbeiter Zaw Lin und Wai Phyo des Mordes vom September vergangenen Jahres an David Miller und der Vergewaltigung und Ermordung von Hanna Witheridge – beides brititsche RucksacktouristInnen – für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.
Gegen dieses Urteil protestierten Hunderte von BurmesInnen, darunter viele Mönche, vor der thailändischen Botschaft in Rangun, Myanmar. Dem prominenten buddhistischen Mönch Rakha Wontha wurde zusammen mit einer kleinen Gruppe ein einstündiges Treffen mit thailändischen Beamten in der Botschaft gewährt, wo die Burmesen einen Brief überreichten, in dem sie die Überprüfung des "ungerechten Urteils" forderten.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International liess in einer offiziellen Erkärung verlauten, die beiden Angeklagten hätten ihr Geständnis unter Folter unterzeichnet und die Polizei sei mit mehreren Schlüsselbeweisen falsch umgegangen.
Champa Patil, Direktorin für Südostasien und den Pazifik von Amnesty international fordert in der Erklärung: "Die thailändischen Behörden müssen sicherstellen, dass alle angeblichen Geständnisse oder andere Aussagen, die unter Folter gemacht wurden, im Falle einer Appellation nicht als Beweismittel vor Gericht zugelassen werden, es sei denn als Beweis dafür, dass die Aussagen unter Folter gemacht wurden".
Andy Hall, ein britischer Menschenrechtsaktivist, der die Verteidigung unterstützt, warnte vor der Ethnisierung des Konflikts: "Ich glaube, es ist wirklich wichtig, unsere ganze Aufmerksamkeit und Energie nicht auf die Proteste gegen Thailand oder die ThailänderInnen zur richten, sondern unsere Wut auf das Urteil zu konzentrieren."
Auch die burmesische Regierung unterstützt den Appell gegen das Urteil, wie Informationsminister und Präsidenten-Sprecher Ye Htut auf Facebook verlauten liess.
Die protestierenden BurmesInnen und Menschenrechtsgruppen sind überzeugt, dass die burmesischen Wanderarbeiter nur als Sündenböcke benutzt wurden.
Die Morde geschahen auf der kleinen Insel Koh Tao. Die Insel wird jährlich von rund einer halben Million BritInnen besucht. Sie war von 1933-1947 eine Strafkolonie. Heute liegt die Kontrolle der Insel in den Händen der Hoteliers. Ihre Geschäfte führen sie auf dem Land, für das sie einst Lizenzen für Kokosnuss-Plantagen eingeholt hatten. Blutige Fehden sind laut Times an der Tagesordnung, und sie enden oft böse. Die Times zitiert einen britischen Zeugen, Greg Shepherd, der vor rund zehn Jahren gesehen habe, wie einem Mann aus nächster Nähe in einer Bar nördlich des Sairee ins Gesicht geschossen worden sei. "Sie haben das Opfer in einem Pickup-Truck weggefahren und der Barkeeper holte einen Mopp raus und reinigte das Blut."
Dass die organisierte Kriminalität auf der Insel grassiert, ist ein offenes Geheimnis – von dem die TouristInnen skurrilerweise keine Notiz zu nehmen scheinen. Dabei geht es meist um Drogen. Allgegenwärtig sei der süsse Geruch von Marihuana, aber auch Kokain und Cristal Meth, seien einfach zu beschaffen, schreibt die Times. Die Beteuerungen der herrschenden Clans und der örtlichen Polizei, dass sie mit den Drogengeschäften nichts zu tun hätten, sind angesichts der Allgegenwärtigkeit des Drogenhandels wenig glaubwürdig.
Zaw Lin und Wai Phyo sind zwei von schätzungsweise rund zwei Millionen burmesischen WanderarbeiterInnen, die in Thailand so genannte 3-D-Jobs machen: dirty, dangerous, degrading – zu Deutsch: schmutzig, gefährlich, erniedrigend. In Koh Tao sind es etwa 5’000 BurmesInnen, die Hotels bauen, Zimmer reinigen, und SchnäppchentouristInnen Drinks servieren.