„Kongress zum unverantwortlichen Tourismus in Kerala“
Basel, 26.03.2008, akte/ Mit grossen Worten wurde die „Zweite internationale Konferenz zum verantwortlichen Tourismus- India“ angekündigt, welche Kerala Tourismus, das „Centre for Responsible Tourism – India“ und „Incredible India“ vom 21.-24.03.2008 organisiert hatten. Dort sollte diskutiert werden, wie der Tourismus nutzbringend für das gastgebende Land entwickelt werden kann. Doch von der Lokalbevölkerung Keralas war kaum jemand vertreten: Zu hoch waren selbst die reduzierten Teilnahmegebühren von Rs 5’000.- für die Konferenz im Luxushotel.
So fühlen sich die Basisgruppen in ihrer Kritik bestätigt: Ob es nun um „Ökotourismus“, „Nachhaltigen“ Tourismus oder „Verantwortlichen“ Tourismus gehe, immer würden ursprünglich kritische Ansätze von der Tourismusbehörde in Kerala vereinnahmt und zu Worthülsen reduziert, hinter denen eine von oben herab bestimmte Strategie stehe mit dem Ziel, neue Destinationen zu vermarkten. Die Sorgen der Lokalbevölkerung wegen der negativen Folgen des Tourismus – sexuelle Ausbeutung von Kindern, Marginalisierung und Vertreibung von Armen, Zerstörung der Lebensgrundlagen und Erotisierung der Frauenarbeit – würden dabei nicht beachtet.
Die Lokalbevölkerung verschafft sich Gehör
Verschiedene Basisgruppen, organisiert in der informellen Koalition „Kerala Tourism Watch“, hatten im Vorfeld der „Zweiten internationalen Konferenz zum Verantwortlichen Tourismus – India“ eine angemessene Vertretung der Lokalbevölkerung gefordert. Doch das Anliegen fand kein Gehör beim Konferenzverantwortlichen, Harold Goodwin, gleichzeitig Direktor des Internationalen Zentrums für Verantwortlichen Tourismus an der Leeds Metropolitan University, UK. Goodwin unterhält ein Forum für „unverantwortlichen Tourismus“, auf dem Klagen über schlechte Praktiken ihren Platz finden. Doch in Kerala mochte Goodwin diese Klagen offenbar nicht hören. Eine Reihe von Aktivisten versuchten sich Einlass zur Konferenz im „Le Meridien“ in Kochi zu verschaffen, kamen aber nicht an der Polizeiblockade vorbei. Der Protest wurde in einem trotz Regenwetter breiten Protestmarsch weitergeführt. Dieser mündete in die Gegenkonferenz, die – in Anlehnung an Goodwins Forum – „Konferenz zum unverantwortlichen Tourismus in Kerala“ genannt wurde. An dieser Konferenz wurde mehr Mitsprache bei den Entscheidungsprozessen gefordert. Für den ungeregelten Ausbau des Tourismus würden die Rechte der Lokalbehörden beschnitten, kritisierte unter anderem Saroop Roy der Gruppe „Equations“ (Bangalore), und Sumesh Mangalassery von „Kabani – the other direction“ sah die Lokalbevölkerung reduziert auf die Rolle von Zulieferern von Gemüse. Die VertreterInnen von 15 Organisationen sowie eine Reihe von individuellen Teilnehmenden der Gegenkonferenz warnten die Tourismusbehörde von Kerala, dass die Proteste sich ausweiten würden, wenn die Regierung die Sorgen der Betroffenen nicht ernst nehme.
Quellen: The Hindu, 23.03.2008, www.hindu.com; www.keralatourismwatch.org; Timteamclearinghouse, 21.03.2008;