Fallbeispiel: Island
Wie sieht das Verhältnis zwischen Kreuzfahrttourismus und der Bevölkerung Akureryis aus? Und welches Bewusstsein hat sie über die Auswirkungen der Industrie? Das hat Jon Fridriksson in seiner Studie «Cruise Tourism in Akureyri: Research in Resident Attitude and Awareness of Cruise Tourism Impacts» untersucht.
Deutlich wird in der Studie der fehlende Dialog mit den Interessensgruppen. Themen wie Umweltverschmutzung werden zwar mit Kreuzfahrtschiffen in Verbindung gebracht, fast alle Studienteilnehmer*innen geben aber an, dass sie nicht genug Informationen hatten, um sich eine fundierte Meinung über die Branche und ihre Auswirkungen bilden zu können.
So kennen die Leute die gesundheitliche Folgen der Emissionen von Kreuzschiffen nicht, obwohl nachgewiesen ist, dass sich deren Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Bewohner*innen auswirken kann und zu mehr Krankenhauseinweisungen führen. Ein Studienteilnehmer drückt das so aus:
Viele Teilnehmer*innen erwähnen den positiven, wirtschaftlichen Nutzen, einige relativieren diesen allerdings, wie man in der Studie nachlesen kann: «Man könnte sagen, dass die Kreuzfahrtschiffe nur begrenzte Auswirkungen haben. Es gibt Einnahmen für die Hafenbehörden, Einnahmen, die einen großen Unterschied machen. Es gibt auch höhere Einnahmen für die Reisebusunternehmen und die Reiseleiter. Aber abgesehen davon gibt es meiner Meinung nach nicht viel mehr.» Oder an anderer Stelle etwa: «Nicht für die Stadt oder die Einwohner.»
Diese Wahrnehmung wird von Huijbens und Gunnarsson (2014) bestätigt, die feststellten, dass in Akureyri der wirtschaftliche Gewinn vor allem bei den Hafenbehörden anfällt und bei Unternehmen, die die Schiffe und die Besucher*innen bei ihrer Ankunft direkt bedienen.
Allgemein änderte sich die Einstellung der weniger informierten Menschen in der Studie fast immer von einer positiven oder neutralen zu einer negativen Haltung, wenn man ihnen Fakten (positive und negative) über die Kreuzfahrtindustrie vorlegte. Das Ergebnis verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Stakeholdern zu verbessern und die Lokalbevölkerung verstärkt zu informieren und in die Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen.