Wo sind die letzten Orte, an denen man vom Alltag abschalten kann, und was heißt heute überhaupt "abschalten"? Wie entstehen Sehnsuchtsorte im Zeitalter der Globalisierung? Krystian Woznicki sucht Antworten auf diese Fragen und findet sie, indem er die touristische Entwicklung unter dem Blickwinkel militärischer, wirtschaftspolitischer und kultureller Interessen beleuchtet. Zentral ist die Erkenntnis, dass die heutigen touristischen "Paradiese" nicht entdeckt, sondern gemacht werden – teilweise wie am Fließband produziert. Und nicht immer sind die heutigen Sehnsuchtsorte paradiesisch. Oft sind oder waren sie Schauplatz von Konflikten.

Es ist interessant und lesenswert, wie sich der Autor die Koinzidenz zwischen dem Tourismus und anderen Globalisierungsthemen erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Zusammenhänge zwischen militärischen Konflikten, Medien- und Filmwirtschaft und dem Tourismus. Man merkt dem Autor ein breites Interesse und Wissen an. Es ist heute zwar fast unstrittig, dass alles mit allem zusammenhängt; Krystian Woznicki springt jedoch in einem Tempo von Phänomen zu Phänomen, dass dem Leser gelegentlich schwindelig wird. Eine konzentriertere Betrachtung hätte mehr Differenzierung und Tiefe zugelassen. So wirken einige Zusammenhänge konstruiert.
Krystian Woznicki: Abschalten – Paradiesproduktion, Massentourismus und Globalisierung.  Kulturverlag Kadmos, Berlin, 2008. 238 Seiten, SFr. 33.50; Euro 19.90, ISBN 978-3-86599-046-4. 

Die Buchbesprechung erschien im Tourism-Watch Nr. 56 vom September 2009, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.