Kultur und Tourismus im Hochgebirge

    «Verreiste Berge» ist das Ergebnis des gleichnamigen Symposiums in Obergurgl/Tirol, das sich zum Ziel gesetzt hatte, mit neuen und differenzierten Sichtweisen die Diskussion um den Tourismus in den Alpen und den aussereuropäischen Hochgebirgen voranzubringen. Der Dualismus von Bewahrung und Innovation, von Modernisierung und Zerstörung, dem die Einheimischen der Alpen, des Himalaja, der Anden oder des Kilimandscharo ausgesetzt sind, wird von sehr unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Die Autoren Werner Bätzing und Manfred Perlik verweisen in ihrer vorgestellten Studie das klassische Alpenbild, das von einer flächendeckenden touristischen Region ausgeht, in die Welt der Mythen und Legenden. Nur wenige Alpengemeinden könnten durch einen wirtschaftlich dominanten Tourismus eine Abwanderung verhindern. Gravierend sei die Verstädterung ganzer Regionen zu der in Zukunft das Anwachsen der Pendlergemeinden komme. Für die Himalaja-Region fehlten bisher solch differenzierten Analysen, bemängelt Kanak Mani Dixit in seinem Beitrag über «Tourism Trends and Issues across the Himalaya».
    Vor allem Kurt Luger’s Beitrag über «Kulturen im Veränderungsstress – kulturtheoretische Überlegungen zur Tourismusdebatte» führt gleich zu Beginn über die Hochgebirge hinaus und dokumentiert gelungen die Diskussion über die kulturelle Kommunikation zwischen Einheimischen und TouristInnen und den kulturellen Wandel durch Tourismus. Dabei vertritt der Autor die These, dass Tourismus einen Veränderungs- oder auch Modernisierungsstress bei den Einheimischen erzeugt. Denn die Einheimischen seien bemüht, den Erwartungen der Touristen möglichst gerecht zu werden. Einem besonders starken kulturellen Druck seien die aussereuropäischen Gebiete ausgesetzt.
    Konkrete Schritte und neue Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung im und mit dem Tourismus runden den Sammelband ab. Die Herausgeber stellen auch ihr eigenes bemerkenswertes Projekt «Öko Himal» eine ökologische Zusammenarbeit zwischen den Alpen und den Himalaya vor, mit dem sie erfolgreich neue Wege partnerschaftlicher Entwicklung gehen.
    Studien Verlag Innsbruck Wien 1995, 357 Seiten, DM 64,-.