Lohnt sich die Schnäppchenjagd bei Urlaubsangeboten?
Sie haben ein super attraktives Ferienangebot in letzter Minute an Land gezogen. Nun freuen Sie sich, auch weil Ihr Sitznachbar im Flugzeug für dasselbe Angebot vielleicht erheblich mehr hinblättern musste. Denn wer bis zum letzten Moment wartet, kann saftig profitieren.
Aufgepasst! Dies git nicht unbedingt: Schnäppchenjäger kommen unter Umständen besser weg, wenn sie zeitig buchen und dabei von den Frühbucher-Rabatten der Reiseveranstalter profitieren. Last-Minute-Angebote können zudem Preisfallen sein, in denen viele Kosten nicht ordentlich ausgewiesen sind, die Sie unterwegs noch zusätzlich berappen müssen. In jedem Fall haben die Natur und die Menschen im Gastland das Nachsehen bei Ihren Billigferien – für sie bleibt nichts übrig.
Dass in letzter Minute, kurz vor der Abreise, Reiseangebote verbilligt auf den Markt geworfen werden, hat mit der Funktionsweise des Tourismus zu tun: Viele Reiseanbieter planen sehr optimistisch. Was nicht verkauft wird – ein Sitz im Flugzeug oder ein Bett in einem Hotel – schlägt jedoch negativ zu Buche. Also verkaufen die Reiseanbieter ihre Plätze lieber unter Preis, als gar nicht. Oft stehen dabei auch Hoteliers unter Druck von Seiten der Reiseveranstalter, die gerade in Krisenzeiten mit den Anbietern in den Destinationen hart um die Preisnachlässe verhandeln.
Schnäppchen auf Kosten von Umweltschutz und fairen Arbeitsbedingungen
Last-Minute-Angebote mögen kurzfristig Sinn machen und die Schnäppchenjäger freuen. Langfristig unterlaufen sie jedoch die Nachhaltigkeit, schliesslich werden Betten oder auch Flugsitze weit unter ihrem Gestehungspreis verschleudert. Da bleibt den Anbietern am Urlaubsort kein Geld mehr für dringend notwendige Massnahmen zur Erhaltung der Umwelt, wie Energiesparmassnahmen, Abfallbewirtschaftung oder für den Anschluss von Hotels an Kläranlagen, geschweige denn Mittel, um den Angestellten faire Arbeitsbedingungen zu gewähren.
Aber auch die Reiseveranstalter schneiden sich oft ins eigene Fleisch, schmilzt doch letztlich auch ihre Gewinnmarge. Ihnen fehlen später die Gelder, die sie für die zeitgemässe, verantwortliche und faire Ausgestaltung Ihrer Reise aufwenden sollten. Einige Tour-Operators haben deshalb auch Frühbucherrabatte eingeführt, damit sie besser planen können und nicht in letzter Minute mit Anbietern vor Ort die Preise herunterfeilschen müssen.
Sicher ist, dass Billigangebote im Tourismus, insbesondere die Last-Minute-Schnäppchen, nur sehr beschränkte Serviceleistungen beinhalten. Oft genug führen sie zu Enttäuschungen und Reklamationen, wie der Ombudsmann der Schweizer Reisebranche bestätigt.
Fragen Sie deshalb beim Buchen von Schnäppchen und Billigangeboten immer nach, welche Leistungen Sie effektiv für diesen Preis erhalten. Fragen Sie dann gleich auch, welchen Anteil die GastgeberInnen eigentlich daran verdienen.