Touristische Hauptattraktion des notorisch verschuldeten Andenstaates Peru ist ohne Zweifel das Inka-Heiligtum „Machu Picchu“. 300’000 Personen besuchen es jährlich. 1996 hat Perus Ex-Präsident Fujimori den Ausverkauf des Weltkulturerbes eingeleitet und die Nutzungsrechte für 30 Jahre der Firma „Peru Hotels“ übertragen. Dies ist eine Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Tourismuskonzerns „Orient Express“, der internationale Hotels, Eisenbahnlinien, Restaurants und Kreuzfahrten betreibt. Der Konzern verfügt nun nicht nur über die „Machu Picchu Sanctuary Lodge“ am Eingang zu den Ruinen, sondern auch über den Touristenzug von Cuzco und die Konzession für eine umstrittene Seilbahn direkt zu den Ruinen. Zum Bau ist es bisher nicht gekommen, wohl aber zu Protesten aller Art: Massendemonstrationen in Cuzco, Protestmärsche entlang der 70 Kilometer langen Eisenbahnstrecke nach Aguas Calientes, einer Siedlung am Fuss der Ruinen, und Sabotageakte am Gleiskörper. Nur mehr ein Zug täglich ist für Einheimische vorgesehen; AusländerInnen haben keinen Zutritt. Alle anderen Züge verkehren zu hohen Dollarpreisen ausschliesslich für TouristInnen. Bis zu 70 US-Dollar (für 70 Kilometer Zugreise ab/nach Cuzco), 18 Dollar (für neun Kilometer Busreise von Aguas Calientes bis zum Ruinengelände und zurück) und 20 Dollar Eintritt machen den Besuch von Machu Picchu für die meisten PeruanerInnen unerschwinglich.
Das seit Jahren gehegte Seilbahnprojekt wurde Anfang 2001 nach massiven Protesten von UNESCO und dem „International Council of Scientific Associations“ auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Doch bereits im August 2001 sprach Vize-Präsident Ramiro Salas wieder offen über das umstrittene Projekt. Gemäss der nun geplanten Routenführung käme die Bergstation gar inmitten des Ruinengeländes zu liegen. Warnrufe aus ökologischer Sicht werden lauter. Die UNESCO hat berechnet, dass sich bloss 300 Personen gleichzeitig in der Anlage aufhalten sollten, um keine dauerhaften Schäden zu verursachen. Geplant ist jedoch eine Erhöhung der Besucherkapazität auf bis zu 2’500 TouristInnen pro Tag. Die Menschen von Aguas Calientes unten im Tal sind damit nicht gemeint: Eintritt verboten, selbst für die sonst allgegenwärtigen SouvenirhändlerInnen. /frei

Quellen: Günter Spreitzhofer: „Die Privatisierung der Inkas“ in SÜDWIND-Magazin, Nr. 12, Dezember 2002 (Zusammenfassung); Tourism Watch Nr. 27, 9.7.2002; Berichte von YACHAY WASI, Cuzco, Peru, vom 4.11.2001 und 29.7.2001 auf tourism-csd@yahoogroups.com; The Economist 21.7.2001; Tages Anzeiger 7.6.2000