Umweltschutzorganisationen haben Hotels und Reiseveranstalter aufgerufen, eine Nulltoleranz-Strategie zu fahren, wenn es um illegalen Handel und Konsum von Wildtieren geht. Denn eine neue Studie von "Education for Vietnam" zeigt, dass eines von zehn lokalen Restaurants Wild auf der Menukarte anbietet. Das schafft den Markt für Wilderer und Wildtierhändler.
Statistiken zeigen, dass weltweit der Wildtierhandel katastrophale Ausmasse erreicht hat – und zu einem 20 Milliarden US-Dollar schweren Geschäft geworden ist. Dabei ist Vietnam offenbar eine Drehscheibe für den illegalen Handel, gilt dort doch das Fleisch von Tieren wie der Zibetkatze, der Schildkröte oder des Pangolins als Delikatesse.
Vu The Binh, Vizevorsitzender des vietnamesischen Tourismusverbands, räumt ein, dass die Branche zur grossen Nachfrage für Wildtierfleisch und Wildtierprodukte beigetragen hat. Touristen wollten während ihrer Reisen Wildtierfleisch ausprobieren und Souvenirs aus Wildtierteilen kaufen, insbesondere aus Elfenbein. Binh gab keine Angaben darüber, welche Zielgruppe von TouristInnen am meisten solche Produkte konsumiert.

Kampagne vorbildlicher Reiseveranstalter

Neun Reiseveranstalter, Restaurants und Hotels unterzeichneten im Rahmen einer gemeinsamen Kampagne vor einem halben Jahr ein Übereinkommen gegen den Handel und Konsum von Wildtieren: "Hotels und Reiseunternehmen sind besonders geeignet, die Nulltoleranz gegen illegalen Wildtierkonsum zu propagieren, da sie jedes Jahr mit Millionen von internationalen und InlandtouristInnen zu tun haben", erklärte Madelon Willemsen, Leiterin in Vietnam von TRAFFIC, dem internationalen Netzwerk für das Wildtier-Monitoring. "Unternehmen der Hospitality-Branche können sich jetzt tausenden von anderen Unternehmen in Vietnam im Kampf gegen illegalen Wildtierhandel anschliessen, indem sie ihre Gäste dazu anhalten, verantwortungsvolle TouristInnen zu sein", fügte sie hinzu.
Vietnam hat Ende 2016 sein Strafrecht revidiert und strengere Strafen für Delinquenten eingeführt, die mit Wildtierhandel oder -konsum zu tun hatten. Seither werden die Wildtierprodukte nicht mehr öffentlich von den Händlern ausgestellt, aber unter dem Tresen trotzdem weiterverkauft. Die Vietnamesische Polizei hat verschiedentlich Razzien durchgeführt und Elfenbein und andere Wildtierprodukte beschlagnahmt. Doch betroffen waren vor allem kleine Händler, während sich die grossen durch Beziehungen zu den Behörden schützen konnten.
Solange die Nachfrage besteht, wird es schwer sein, den Elfenbeinhandel zu unterbinden. Deshalb ist eine weitere wichtige Piste die Aufklärung der vietnamesischen Bevölkerung etwa darüber, das Nashörner aus nichts anderem bestehen als menschliche Fingernägel, und der TouristInnen, dass ihr Verhalten Wildtiere schützen oder töten kann.