Die Dorfgemeinschaft der Makuleke, die ausserhalb des Kruger Nationalparks nahe der Grenze zu Zimbabwe und Mozambique lebt, hat es in Südafrika zu einiger Berühmtheit gebracht. Die Makuleke gelten als Vorzeigebeispiel und das aus verschiedenen Gründen: Als landesweit erste Gemeinde erhielten die Makuleke 1998 ihr Land innerhalb des weltberühmten Krugerparks zurück, von dem sie 1969 – zu Zeiten der Apartheid – mit Militärgewalt vertrieben worden waren. Die Makuleke beschlossen, in ihren drei Dörfern im ehemaligen Venda-Homeland zu bleiben und die zurückerhaltenen 24’000 Hektaren Land im Pafuri-Sektor touristisch zu nutzen, um dringend benötigtes Einkommen für die Dorfbevölkerung zu erzielen. Weil das fehlende touristische Knowhow und Finanzkapital fehlte, suchten die Makuleke per Ausschreiben einen Privatinvestor, der bereit war, eine luxuriöse Busch-Herberge aufzubauen und zum maximalen Vorteil der Gemeinde zu betreiben. Eingebettet ist die Initiative in das Regierungsprogramm „Community-Public-Private-Partnership“ (CPPP), mit dem der Privatsektor ermutigt werden soll, neue Tourismusinvestitionen in unterentwickelten, touristisch attraktiven Gebieten Südafrikas zu tätigen. Anhand des Pilotprojekts in Makuleke – so hoffen die CPPP-VertreterInnen und die vielen involvierten BeraterInnen – sollen Richtlinien für die Umsetzung ähnlicher touristischer Gemeindeprojekte sowie für ein erfolgreiches Zusammenwirken von Gemeinden, Regierung und Privatsektor entwickelt werden. Der „Community Property Association“ (CPA), welche die Makuleke als demokratisches Gremium nach aussen vertritt, ist es Mitte 2001 gelungen, ein zukunftsweisendes Vertragswerk mit „Matswani Safaris“ auszuhandeln. Die wichtigsten Auswahlkriterien waren die Bereitschaft des Unternehmens, ausschliesslich lokale Arbeitskräfte für den Bau und Betrieb der Herberge auszubilden und zu beschäftigen, die Dorfbevölkerung zu einem festen Prozentsatz am Jahresumsatz zu beteiligen und die Umweltverträglichkeit des Projekts sicherzustellen, erklärt David Grossman, Umweltberater im Auftrag der CPA, gegenüber akte. Zur Zeit bereiten sich 16 Makuleke mit Studien in den Bereichen Naturschutz, Hotellerie und Unternehmensführung auf die Übernahme der Managementfunktionen vor. Mit den Bauarbeiten für die Busch-Herberge wird nächstens begonnen. Nach Ablauf der Konzessionsdauer von 15 Jahren kann die Gemeinde entscheiden, ob sie die Tourismusinfrastruktur übernehmen will oder den Leasing-Vertrag verlängert.
Gibson Maluleke, Präsident der CPA, ist voller Tourismuspläne. Im Busch sollen weitere Herbergen und Zeltplätze entstehen, die sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit orientieren. Das kulturelle Interpretationszentrum inmitten des Dorfes steht vor der Eröffnung. Hier erhalten TouristInnen auf dem Weg zum Kruger Park Einblick in die Kultur und Geschichte der Makuleke und können in traditionellen Rundhütten, die „Bed & Breakfast“ anbieten, übernachten. Das Kulturzentrum ist als Mehrzweckanlage konzipiert, in der die DorfbewohnerInnen Versammlungen und Feste abhalten sowie Künstlerateliers und Büroräumlichkeiten nutzen können. Für Gibson Maluleke ist es wichtig, dass die Dorfgemeinschaft die Kontrolle über ihre kulturellen und natürlichen Ressourcen behält und die Tourismusaktivitäten – mit zunehmender Erfahrung – in Eigenregie betreibt.
Inzwischen sind die ersten Studien über das Modellprojekt erschienen. Deutlich wird, wie stark das Bodeneigentum und somit die Landreform darüber entscheidet, in welchem Ausmass eine Dorfgemeinschaft vom Tourismus profitieren kann und welche Verhandlungsmacht sie gegenüber Privatinvestoren hat. Trotz der vielen Anregungen, die sich aus dem Beispiel Makuleke ableiten lassen, stellt sich die Frage, inwiefern sich die Erfolgsgeschichte auf andere Gemeinden übertragen lässt. Als Modellprojekt konzipiert, standen Makuleke überdurchschnittlich hohe Geldbeträge zur Verfügung, welche den ausführlichen Konsultations-, Schulungs- und Verhandlungsprozess samt MediatorInnen überhaupt erst möglich machten. Zudem verfügt Makuleke über einen ausserordentlich attraktiven Standort, der Privatinvestitionen in Gemeindeprojekte erst interessant machen. Obschon nicht an der Haupttourismusroute gelegen, ist das Gebiet doch Teil einer weltberühmten Tourismusattraktion und kann mit einer artenreichen Natur sowie den begehrten „Big Five“ (Löwen, Leoparden, Elefanten, Nashörner, Büffel) aufwarten. /frei

Quellen: Interviews mit David Grossman, Gibson Maluleke und Salifou Siddo im Oktober/ November 2001; Makuleke-Fallstudie von Karin Mahony und Jurgens Van Zyl, April 2001, unter www.propoortourism.org.uk; Recherchen von akte