Rezension und Empfehlung von Literatur glObal, Arbeitsgruppe Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika - EvB

(Tres Mosqueteros, 2001. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold)
Verlag C.H.Beck, München 2004
220 S., EUR 19.90, SFr. 33.60
ISBN 3-406-51716-1

Javier Mossen ist wegen eines ungeschickten Seitensprungs von seiner Partnerin vor die Tür gesetzt worden. Er arbeitet als Journalist für eine Zeitung, bei der er der Mann fürs Tagesgeschäft ist. Grösseren Recherchen geht er aus dem Weg, denn er ist von paranoiden Ängsten geplagt und vermeidet deshalb jedes Engagement und Risiko. Das geht solange gut, bis er von seinem Chef den Auftrag erhält, den in Israel lebenden Argentinier Elias Traúm zu interviewen, welcher für einen Besuch in die Heimat zurückkehrt. Javiers Widerstand gegenüber dieser Aufgabe hört unvermittelt auf, als er zusammengeschlagen wird, während er den einreisenden Gast am Flughafen abholen will. Weil Javier davon überzeugt ist, dass er und sein Interviewpartner überwacht und verfolgt werden, will er Traúm warnen und beschützen. So kommt es, dass er Elias’ Geschichte kennen lernt: Elias Traúm war vor vielen Jahren mit zwei jüngeren Männern verbunden, die den Montoneros, einer linken revolutionären Gruppe, angehörten. Beide Freunde wurden umgebracht, während Elias ins Ausland fliehen konnte. Jetzt ist er noch einmal zurückgekehrt, um für seine Freunde das jüdische Totengebet, das Kaddisch, zu sprechen. Und dann ist da noch eine alte Liebesgeschichte, über die Javier Mossen unbedingt mehr erfahren möchte. 
Marcelo Birmajer, von dem auf Deutsch schon der Erzählband „Geschichten von verheirateten Männern“ erschienen ist, ist ein Meister der Situationskomik – und er kann spannend erzählen. Wenn die Hintergründe der Ereignisse oft im Dunkeln bleiben, so ist das ein beabsichtigtes Stilmittel. Dadurch wird die Undurchsichtigkeit des politischen und gesellschaftlichen Lebens in Argentinien treffend zum Ausdruck gebracht.

Michael Schwarz

Weitere Literaturtipps finden Sie bei Literatur glObal