Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks. Roman
(La Fiesta del Chivo, 2000. Aus dem Spanischen von Elke Wehr.)
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
538 S., Fr. 46.00
ISBN 3-518-41232-9
Am 30. Mai 1961 fallen Schüsse auf die Präsidentenlimousine und töten General Trujillo. Während 31 Jahren hatte der grausame Diktator die Dominikanische Republik mit Unterstützung der USA und der katholischen Kirche beherrscht. Doch im letzten Jahr nahmen die Schwierigkeiten zu. Auch machte dem „Ziegenbock“ – so der Spitzname Trujillos – die Prostata zu schaffen: Der saubere General konnte das Wasser nicht halten!
Diesen inneren und äusseren Zerfall einer Diktatur schildert Llosa in einem faszinierenden historischen Roman. Geschichtliche Fakten und erfundene Episoden sind zu einer grossen Erzählung verbunden.
Eine geschickter Aufbau macht das Buch zu einer spannenden Lektüre: Verschiedene Erzählstränge sind kunstvoll verwoben. Im Mittelpunkt steht die Tochter eines in Ungnade gefallenen Politikers, die als Fünfzehnjährige vom Diktator brutal vergewaltigt wurde, die sechs Attentäter mit ihren einzelnen Geschichten und Trujillos Nachfolger, der sich schon immer geschickt durchzuschlängeln verstand.
Leider brachte das Attentat nicht den erhofften Umschwung. Die Attentäter wurden gefoltert und umgebracht. Der Virus von Gewalt und Unterdrückung sitzt tiefer.
Llosa zeigt die Mechanismen einer Diktatur. Menschen sind eingeschüchtert. Oder sie möchten selber auf der Seite der Macht stehen, um einen kleinen, persönlichen Vorteil daraus ziehen zu können. Und nicht zuletzt sind sie gebannt von der Magie, die von Trujillo ausgeht. Besonders sind es seine stechenden Augen, die sie fixieren und in seinen Bann ziehen.
Beim Lesen dieses grossartigen Romans fällt es leicht, Parallelen zu anderen Machthabern zu ziehen. Das Buch ist ein aufschlussreiches historisches und politisches Lehrstück – in einen spannenden Roman verpackt.
Michael Schwarz
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