Mark Mann: The Community Tourism Guide
Wer immer ein kleines Tourismusprojekt entwickeln möchte, das sowohl der Umwelt als auch der ansässigen Bevölkerung entscheidende Vorteile bringen soll, steht sehr bald vor der Frage, wie denn die sozial- und umweltorientierten TouristInnen von diesem guten Produkt erfahren sollen. Tatsächlich stellt der Zugang zum internationalen Reisemarkt gerade für die kleinen Anbieter in den sogenannten Entwicklungsländern eine der grössten Schwierigkeiten dar, die es zu bewältigen gilt. Eine Brücke zu bauen zwischen den AnbieterInnen im Süden und den KonsumentInnen im Norden, hat sich vor ein paar Jahren die tourismuskritische Organisation „Tourism Concern“ in London vorgenommen. Auf ihrer Homepage im Internet (www.tourismconcern.org.uk) bietet sie eine Plattform für den sogenannten „community-based tourism“, dessen Hauptziel es sei, dass die lokalen (oftmals ländlichen oder indigenen) Gemeinschaften über die Tourismusentwicklung in ihrem Gebiet (mit)bestimmen und davon auch finanziell profitieren. „Community tourism“-Projekte sowie Reiseveranstalter, die mit solchen Gemeinschaften zusammenarbeiten, erhalten hier die Möglichkeit, ihr Angebot den reisefreudigen „Internet-SurferInnen“ zu präsentieren. Im Februar 2000 ist nun auch ein „Community Tourism Guide“ in Buchform erschienen, den der Journalist Mark Mann im Auftrag von „Tourism Concern“ verfasst hat. Die im Buch vorgestellten Tourismusprojekte sind über die erwähnte Homepage sowie über die persönlichen Reiseerfahrungen und Kontakte des Autors und der MitarbeiterInnen von „Tourism Concern“ zusammengekommen. Die Projekte decken die ganze Bandbreite von „community tourism“-Modellen ab: Einige befinden sich in ausschliesslichem Besitz der lokalen Gemeinschaften, andere wurden gemeinsam mit kommerziellen Partnern entwickelt. Voraussetzungen, um im neuen Reiseführer berücksichtigt zu werden, nennt Mark Mann derer zwei: die ansässige Bevölkerung müsse einen echten Gewinn aus dem Projekt ziehen und externe/kommerzielle Organisationen müssten sich ernsthaft bemühen, die lokale Bevölkerung zu konsultieren und mit ihr in wahrer Partnerschaft zusammenzuarbeiten. Strikte Auswahlkriterien und eine systematische Überprüfung vor Ort („Monitoring“) bestehen gegenwärtig nicht, was dieser Herangehensweise auch schon Kritik eingetragen hat. „Wir verlassen uns auf die Informationen jener Personen, welche ein Projekt besucht haben“, erklärt Mann. „Ein Monitoring, indem wir jedes einzelne Projekt persönlich besuchen, ist für uns finanziell und personell nicht machbar. Deshalb betonen wir im Buch ausdrücklich, dass wir die ‚community tourism’-Projekte lediglich publizieren und keinesfalls mit einem Gütesiegel versehen.“ Ob die im Reiseführer aufgeführten Projekte nun einen Besucherzuwachs verzeichnen können, ist eine Frage, die wohl erst im nächsten Jahr beantwortet werden kann. Sicherlich ermöglicht der Führer den ProjektbetreiberInnen im Süden, sich gegenseitig zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Den reisefreudigen TouristInnen bietet das Buch eine gute Übersicht über die Auswirkungen des Tourismus in den Reisezielländern und die Chancen und Gefahren des „community-based tourism“. Nach diesen theoretischen Ausführungen veranschaulichen mehrere Reiseberichte, wie erlebnis- und facettenreich Ferien in solchen Tourismusprojekten sein können. Es folgen Beschreibungen der einzelnen Projekte sowie Informationen über „verantwortungsvolle Organisationen und Ressourcen im Tourismus“. Was das Buch besonders überzeugend vermittelt, ist die Lust auf „anderes Reisen“. Es bleibt zu hoffen, dass einige der LeserInnen dies auch in die Tat umsetzen. Denn eines der Ziele der HerausgeberInnen ist es, der Tourismusindustrie zu beweisen, dass eine Nachfrage nach „nachhaltigeren“ Reiseangeboten durchaus besteht.
Im Auftrag von Tourism Concern, Earthscan Publications Ltd, London 2000, 208 Seiten, £ 9.99, ISBN 1-85383-681-8
Zu beziehen bei: Tourism Concern, Stapleton House, 277-281 Holloway Road, London N7 8HN, Grossbritannien, Tel. +44 (0)20 7753 3330, Fax +44 (0)20 7753 3331, e-mail: info@tourismconcern.org.uk