Agadir, die südmarokkanische Tourismusmetropole, will weiter expandieren: Drei grosse Projekte mit insgesamt über 22’000 Betten sollen in den nächsten Jahren realisiert werden. Das weitaus grösste Projekt betrifft die Bucht von Taghazout, die rund 15 Kilometer nördlich von Agadir gelegen und bis jetzt nur wenig erschlossen ist. An diesem ehemaligen „Hippie-Strand“, der bis heute bei Einheimischen und Individualreisenden sehr beliebt ist, sollen rund 20’000 Betten aus dem Boden gestampft werden. Am 18. Oktober 1999 unterzeichneten die marokkanische Regierung mit den beiden Unternehmen Alliance und Bechtel ein „memorandum d’entente“, eine Vereinbarung über die Erschliessung der Bucht von Taghazout. Innert sechs Monaten müssen die beiden europäischen Partner eine Machbarkeitsstudie vorlegen und eine Gesellschaft gründen, welcher die Realisierung des Projekts übertragen wird. Die marokkanische Regierung ihrerseits verpflichtet sich, mit der neuen Gesellschaft eine Rahmenkonvention abzuschliessen und die Bucht für rund 30 Millionen Schweizer Franken zu erschliessen. Schon jetzt lässt sich sagen, dass die Trinkwasserversorgung der geplanten Badehotels mit grossen Schwierigkeiten verbunden sein wird. Agadir und das landwirtschaftlich intensiv genutzte Hinterland leiden bereits heute unter Wasserknappheit, und der Grundwasserspiegel ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunken. Mit dem Bau eines neuen Staussees wollen die Verantwortlichen das Problem angehen.
Auch in Agadir selber machen Grossprojekte von sich reden: Die spanische Hotelkette Sol Melia, die zu den grössten der Welt zählt, hat am 29. November 1999 mit der marokkanischen Regierung eine Übereinkunft getroffen. Auf einer Fläche von 130 Hektar sollen zwei Fünfsternhotels mit je 500 Betten realisiert werden; die Investition beträgt rund 1 Milliarde Dirhams (ca. 160 Millionen Schweizer Franken). Sol Melia bezahlt dem marokkanischen Staat den angeblich höchsten je im Land bezahlten Pachtzins und verpflichtet sich zum Bau einer Kläranlage. Neben einem Konferenzzentrum, einem Kasino soll auch hier ein weiterer Golfplatz entstehen. Dieses Projekt wird die Wasserproblematik in der südmarokkanischen Tourismusmetropole mit Sicherheit weiter verschärfen.

Beat Stauffer, Journalist, Basel