Marokko setzt neben dem Kultur- und Badetourismus auch weiterhin auf Luxustourismus. Vor allem in Marrakesch, das sich im Gegensatz zu Agadir schon seit langem auf eine gehobene Kundschaft ausrichtet, sind in den letzten Jahren zahlreiche Vier- und Fünfstern-Hotels sowie luxuriöse Appartmentkomplexe aus dem Boden geschossen. Nun soll in den Palmgärten von Amelkis, nur wenige Kilometer von Marrakesch entfernt, eine der luxuriösesten Hotelanlagen ganz Nordafrikas entstehen. Auf 5 Hektar Fläche sind 40 bungalowähnliche Suiten geplant, die keine Wünsche offen lassen dürften. Mit den Mitteln der arabischen Gartenbaukunst, mit unzähligen Springbrunnen, Bassins und Kanälen und exotischen Pflanzen soll Touristen der obersten Kategorie ein orientalisches Paradies hingezaubert werden. Dies hat seinen Preis: Mit satten 500 Dollars pro Nacht kalkulieren die Investoren, wohlwissend, dass eine gewisse Kundschaft für wirklich aussergewöhnliche Dinge jeden Preis zu bezahlen bereit ist.
160 Millionen Dirhams – rund 25 Millionen Schweizer Franken – soll das neue Lusxushotel kosten. Hinter dem Projekt steht schwergewichtig die indonesiche Hotelkette Amanresorts, welche im Fernen Osten eine ganze Reihe von Luxushotels betreibt. Amanresorts hält die Hälfte des Kapitals, je ein Viertel liegen bei einer marokkanischen Versicherung (Royale Marocaine d’Assurances) und bei einer Investorengruppe, der Hospitality Holding Company, deren Besitzer dem Königshaus nahestehen.
Projekte wie dieses Luxushotel in Marrakesch liegen ganz auf der Linie des neuen Tourismusministers, Driss Benhima. An seinen öffentlichen Auftritten Ende des vergangenen Jahres hatte Benhima nicht nur wiederholt schonungslos die gegenwärtigen Mängel des marokkanischen Tourismus angeprangert – etwa die mangelnde Professionalität vieler Verantwortlicher und den ungenügenden Service in den Hotels sondern auch klargestellt, dass Marokko in Zukunft vermehrt auf Luxustourismus setzen will. Um den im internationalen Vergleich niedrigen Belegungsgrad der Hotels zu erhöhen, will der Minister die Werbung intensivieren, aber auch die internationalen Vertriebskanäle für das touristische «Produkt Marokko» verbessern.
Wie bei den meisten derartigen Projekten stehen ökologische und soziale Aspekte kaum zur Diskussion. Ob es längerfristig angebracht erscheint, in einem Land, in dem sich die sozialen Gegensätze immer mehr zuspitzen, derartige Luxusprojekte zu realisieren, wird erst die Zukunft weisen.

La Vie Economique/Beat Stauffer