Die Sahariya sind ein Waldvolk. 800’000 Sahariyas leben in einem Gürtel, der sich von Süd-Rajastan durch Chambal bis nach Bundelkhand erstreckt. In diesem Gebiet führen die Schaffung von Nationalparks und das Wachstum der Industrie häufig dazu, dass die Stämme umgesiedelt werden – ohne Kompensation und ohne einen Ort, an den sie gehen könnten. Neben der wachsenden Tourismusindustrie werden auch neue Minen erschlossen.
Die Sahariya sind landlos, sie leiden unter Armut und Erwerbslosigkeit. Die Landressourcen gehen an Konzerne, Investoren, oder es entstehen weitere Nationalparks – ein typischer Landkonflikt im Namen der Industrialisierung. Zum Teil hat sich die Mafia das Land der nahezu rechtlosen Adivasi unter den Nagel gerissen, ausserdem versickern Millionen Rupien, die für die Stammesentwicklung bestimmt sind, bei den Behörden. Die Sahariya sind wütend über ihre Situation: über ihre Umsiedelung und die leeren Versprechen der Regierung auf Landrechte. Doch während ihre Grundstücke an andere verteilt werden, leben sie in Slums, ohne Land, ohne ein richtiges Dach über dem Kopf, ohne Wasser und Elektrizität. Es ist schwierig, die Kinder in Schulen unterzubringen.
Yatra ist das Hindi-Wort für Marsch. Der Van Adikar Sankalp Yatra der Organisation Ekta Parishad verlief vom 2. bis zum 12. Oktober durch den so genannten Stammesgürtel von Jhansi in Uttar Pradesh nach Baran in Rajasthan. Das Ziel des Marsches war es, die Sahariya zu treffen, ihre Anliegen anzuhören und ihnen zu helfen, Lösungen für ihre Probleme zu finden.
Während des Marschs durch Städte und Ortschaften trafen die Sahariya Politiker und wichtige Entscheidungsträger, fanden alte und neue Unterstützer, lernten andere Bevölkerungsgruppen wie etwa Roma, die vor ähnlichen Fragen stehen, kennen und konnten auf zahlreiche Probleme aufmerksam machen: Zum einen wollen die Sahariya nicht als so genannte "registrierte Kaste" und ebensowenig als Unberührbare kategorisiert werden, sondern als "registrierte Ethnie". Weiter haben sie keine Möglichkeit, eine gesellschaftliche Bewegung aufzubauen, da sie in Angst vor den mächtigen Eliten des Landes leben.
Um einen Hebel ansetzen zu können, wurden Probleme analysiert und ein Aktionsplan aufgestellt, um die gemeinschaftliche Organisation zu stärken. Ein Beispiel, wie eine starke Gemeinschaft für ihre Rechte eintritt, erfuhren die Marschteilnehmer in Shampur, nahe Bhitawar. Hier besetzten Anwohner Land der Regierung und kämpften ausserdem juristisch für ihr Recht auf Land. Vor allem Lokalzeitungen berichteten über den Marsch und die Ziele der Sahariya und von Ekta Parishad.
Jetzt plant Ekta Parishad eine einjährige Bewegung für Land und Existenzgrundlagen, die im Januar 2011 beginnen soll. Das ist nur ein Teil von vielen Aktionen, die zum nationalen Jan Satyagraha-Marsch führen. Zu diesem Anlass werden 100’000 Menschen für die Landrechte der Adivasi von Gwalior nach Delhi laufen.
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Ekta Parishad ist eine gewaltfreie soziale Bewegung in Indien, die für nationale Land- und Waldrechte kämpft. Ihr Ziel ist es, mit einer wachsenden Gruppe armer Menschen Druck auf die Zentralregierung auszuüben, die sich Reformen und Strukturänderungen widersetzt. Der Strukturwandel, den Ekta Parishad anstrebt, verlangt eine umfängliche Umverteilung von Land, um Randständigen und Unterdrückten den Weg aus der Armut zu ermöglichen.