Chancen und Probleme einer einheitlichen Umwelt- und Produktekennzeichnung im Tourismus

Im Spätherbst 1999 hatte das Europäische Tourismus Institut an der Universität Trier zu einem Work­shop geladen unter dem Titel «Gütezeichen zur Förderung der Nachhaltigkeit im Tourismus – Chancen und Probleme». Nun liegt der Abschlussbericht vor, der mit seinen Rede-Beiträgen und Ergebnissen der Workshop-Diskussionsrunden einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Debatte bietet. Bereits an einer früheren Tagung von 1998 war klar zum Ausdruck gekommen, dass ein einheitliches Umweltzeichen – sei es für Tourismusbetriebe, Zielgebiete oder ganze Reiseangebote – angesichts der Fülle existierender Auszeichnungen befür­wor­tet wird. Wie wichtig vergleichbare, differenzierte und überschau­bare Informationen sind, wenn KonsumentInnen zu einem verantwortungsvollen Kaufent­scheid motiviert werden sollen, unterstreicht auch die aktuelle Studie des Geografen Rolf Spittler, die in Trier vor­gestellt wurde. Nur jede fünfte Umweltauszeichnung im Tourismus halte einer sehr kritischen Be­trach­tung stand und weise einen sehr hohen Qualitäts­standard auf. Bei jeder zweiten Aus­zeich­nung seien in der Regel viele Mängel zu beanstanden. Soziale Aspekte würden zudem von über 60 Prozent der Umweltauszeich­nungen kaum bzw. nicht beachtet. Dementsprechend standen in Trier folgende Fragestellun­gen im Vordergrund: Welche Strategie muss gewählt werden, um dem Wunsch nach Verein­heitlichung von Umweltkennzeichnungen im Touris­mus nachzukommen und gleichzeitig den Forderungen einer Tourismusentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit gerecht zu werden? Und ist die Einführung einer verpflichtenden Produk­te­kennzeichnung für touristische Leistungsbündel wünschens­wert und wie muss ihre Imple­men­tierung vorbereitet werden? Am Schluss der Tagung einig­ten sich die TeilnehmerInnen auf eine zweigleisige Strategie: Aufbauend auf bisherigen Er­fahrungen soll baldmöglichst eine einheitliche neutrale Umweltkennzeichnung für touristische Betriebe umgesetzt werden. Unter einer solchen «Umwelt-Dachmarke» könnten – so auch die Vorstellung des Deutschen Tourismusverbands – einzelne Siegel, räumlich und inhaltlich eingeschränkt, als Gütezeichen funktionieren. Zudem soll – mittel- oder langfristig – eine einheitliche Produktekennzeichnung entwickelt werden, welche die verschiedenen Facetten des umfassenden Leistungsbereichs «Reise» (also ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Auswirkungen) bewertet und somit durch Vergleichbarkeit mehr Angebots­transparenz für die KonsumentInnen schafft.
Europäisches Tourismus Insititut GmbH an der Universität Trier, ETI-Texte – Heft 15, Trier 1999, 62 Seiten, ISBN 3-934788-02-5