Basel, 26.06.2008, akte/ Als "verlässlichen Freund" hat der ehemalige Präsident des südafrikanischen Apartheid-Staates, F. W. de Klerk, die Schweiz bezeichnet. Wie eng die Zusammenarbeit der offiziellen Schweiz, dem Schweizer Finanzplatz sowie wichtiger Unternehmen mit der Apartheidregierung effektiv waren, hätten sich wohl auch die schärfsten KritikerInnen nicht auszumalen gewagt. Im vorliegenden Sachbuch stellt die Ökonomin zusammen, was WissenschaftlerInnen in den letzten Jahren zu dieser Zusammenarbeit untersucht haben: Wie Schweizer Banken das Südafrikanische Gold vermarkteten, wie sie mit Krediten einsprachen, als andere Banken sich zurückzogen, wie Schweizer Ehrenmänner dem Apartheid-Regime aus der Patsche verhalfen. Und wie man nach dem Übergang zum demokratischen Südafrika die Schulden eintrieb und die Kredite kürzte. Wie die offizielle Politik und Wirtschaft während der Apartheid Unwahrheiten erzählte und noch heute ihre Verantwortung abstreitet. Wie wichtig der militärische Nachrichtendienst Südafrikas zur Apartheidzeit den Kontakt zu Leuten wie „Subversivenjäger“ Ernst Cincera, oder Peter Sager, dem Leiter des Schweizerischen Ostinstituts, oder Christoph Blocher, dem Präsidenten der Arbeitsgruppe Südliches Afrika, einstufte –  fürs Image des Apartheidstaates und zur Bespitzelung von Apartheid-GegnerInnen.
Detailliert wird hier ein Skandal beschrieben, an dem am skandalösesten die Tatsache ist, dass in der Schweiz darüber keine Empörung aufkommt. Dafür, dass das letzte Wort zu dieser Geschichte nicht gesprochen ist, engagiert sich die Apartheid Debt and Reparations Campaign (ADR) in Südafrika, oder die Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im Südlichen Afrika in der Schweiz. Eine Sammelklage von Apartheidopfern gegen die Banken UBS, CSG und Citicorp ist seit sechs Jahren hängig, und nach neustem Beschluss eines amerikanischen Berufungsgerichts zulässig. Madörin stellt international diskutierte Ansätze der Beurteilung der Schuldschwere eines Unternehmens zusammen. Sie fragt sich an einem Punkt auch, wozu das Detailwissen rund um den Skandal gut sein soll – und antwortet: „Wem Demokratie wichtig ist, muss auf Transparenz und Rechenschaftspflicht von Staat und Wirtschaft bestehen. Die Opfer der Apartheid haben zudem … Recht darauf zu wissen, wer mit dem Apartheid-Regime kooperierte und auf welche Art und Weise.“ Und schliesslich zitiert sie den Zweizeiler von Bertolt Brecht: „Die dunklen Mächte, die dich da schinden, sie haben Name, Anschrift und Gesicht.“
Mascha Madörin: Helfer der Apartheid oder „Verlässliche Freunde“, edition 8, Zürich 2008, 120 Seiten, SFr. 22.00; Euro 13.80; ISBN 978-3-85990-131-5