Massai wollen Elefanten schützen helfen
Nationalparks und Tierschutzgebiete, die ohne Einbindung und Mitbeteiligung der lokalen Bevölkerung geschützt werden, haben keine Überlebenschance. Diese Einsicht setzt sich langsam durch. Ein entsprechender Versuch wird nun in Kenia gestartet. So stellten kürzlich im Amboseli-Nationalpark der Internationale Tierschutz-Fonds (Ifaw), die kenianische Regierung und Vertreter der lokalen Massai-Landbesitzer einen Plan zum langfristigen Erhalt des Amboseli-Ökosystems und damit der dort lebenden Elefanten vor.
Ein Naturschutzgebiet soll den Amboseli-Nationalpark mit dem Kilimandscharo-Ökosystem verbinden und so einen "Wanderkorridor" für Elefanten und andere Wildtiere offen halten. Wie HABARI früher schon berichtete, wanderten die Elefanten einst vom Amboseli über die Gebiete Kilimandscharo – Mount Meru durch die Massaisteppe zum Tarangire-Nationalpark und Manjara-See bis ins Serengeti-Ökosystem und zurück. Die "Korridore" entstanden durch die überall aus dem Boden schiessenden Städte und Siedlungen, die schon seit Jahrzehnten die ursprünglichen Wanderrouten der Wildtiere zunehmend einengen oder ganz unterbrechen. Das neue, jetzt vom Ifaw in einer Medienmitteilung vorgestellt Projekt ist ein weiterer Versuch, vorab den von der Wilderei bedrohten Elefanten wenigstens im Bereich Amboseli-Kilimandscharo wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Es soll aber auch der lokalen Massaibevölkerung neue wirtschaftliche Perspektiven durch die Entwicklung von Öko-Tourismus öffnen.
Korridor für Wildtiere
"Raum für Wildtiere zu sichern ist eines der zentralen Ziele für Naturschutzorganisationen. Während die ausufernde Wilderei zuletzt sehr viel öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hat, wurde das Sichern der Lebensräume vernachlässigt", erklärte Professorin Judi Wakhangu, Umweltministerin von Kenia. Es sei daher "ein sehr gutes Zeichen", dass der Ifaw und die Landbesitzer daran arbeiteten, diese Route für die Wildtiere zu erhalten. "Um diesen Korridor für Wildtiere langfristig zu sichern und damit das Amboseli-Ökosystem, müssen die Landbesitzer auch einen praktischen Nutzen aus dem Schutz ziehen können", erklärt Dr. Ralf Sonntag, der deutsche Ifaw-Direktor im Amboseli-Park. "Deswegen unterstützen wir die Entwicklung von Öko-Tourismus und eines naturverträglichen Investitionsplans." Dass zuvor einige der einheimischen Massai Elefanten speerten, weil sie ihrer Meinung nach zu wenig an den Einnahmen des Parks mitbeteiligt worden waren, wurden nicht thematisiert.
Ausbildungsprogramm
Hingegen rief der Ifaw jetzt einen Ausbildungsfonds über etwa 150’000 Euro ins Leben, der 66 Schülerinnen und Schülern aus diesem Gebiet eine Gymnasial- und Universitätsausbildung über die nächsten vier Jahre ermöglichen wird. Langfristig sollen damit die Menschen in der Region alternative Existenzmöglichkeiten erhalten. Innerhalb der letzten drei Jahre hat der Ifaw die Ausbildung von zwanzig Gemeinde-Rangern finanziert und ein Patrouillenfahrzeug für die Wildtierbehörden gekauft. Zudem hat er in langwierigen Verhandlungen die Zustimmung von 1’600 Landbesitzern eingeholt, den Wildtierkorridor über fünf Jahre an den Ifaw zu verpachten. Innerhalb dieser Zeit soll ein langfristiges und auch wirtschaftlich tragfähiges Konzept zum Schutz des Gebietes erarbeitet werden.