Mit Tourismus gegen die Armut! – Lautstark propagieren immer mehr internationale Verbände und Institutionen wie die UN-Welttourismus- organisation den Tourismus als den neuen – lange verkannten – Weg zur Entwicklung des Südens sowie Randregionen der Industrieländer. Immer mehr Destinationen setzen auf Tourismus. Immer mehr Hilfswerke und Institution der Entwicklungszusammenarbeit engagieren sich in Projekten, die – zumindest in Teilkomponenten – Tourismusförderung betreiben. Dies oft „auf Zuruf“, ohne von Erfahrungen aus anderen Tourismusprojekten zu lernen und ohne die Förderung des Tourismus schlüssig auf die Gesamtziele und -konzepte der Entwicklungszusammenarbeit abzustimmen. Höchste Zeit deshalb, dass die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die sich bereits an über 100 Tourismusprojekten beteiligt, Zielsetzungen und Vorgehen der Tourismusförderung in der Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlicher reflektiert. Die drei beauftragten AutorInnen, Nicole Häusler, Matthias Beyer und Wolfgang Strasdas haben in der theoretischen Auseinandersetzung mit Tourismus und Entwicklung ihren Blick für Zusammenhänge geschärft und in praktischen Erfahrungen mit Projektarbeit gelernt, was funktioniert und welche Bedingungen für nachhaltige Entwicklung nötig sind. Dabei decken sie bestehende Schwächen in der Entwicklungszusammenarbeit kritisch auf und plädieren für umfassendere Strategien, welche die negativen Auswirkungen des Tourismus miteinbeziehen und Zielkonflikte bei der Entwicklungsförderung offen darlegen, vor allem aber auf die Partizipation der Einheimischen in den Destinationen bauen und Initiativen im Tourismus vollumfänglich in Entwicklungspläne eingliedern.
    Der vorliegende Bericht mit seinen Strategieempfehlungen für eine umsichtige nachhaltige Tourismusentwicklung ist heute „Pflichtlektüre“ für alle Werke und Institutionen, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit im Tourismus engagieren. Zwei wichtige Handlungsfelder sind allerdings noch expliziter anzufügen, geht doch der Bericht zu wenig darauf ein: die konkrete Unterstützung von bewusstseinsschaffenden bzw. Sensibilisierungsmassnahmen in den Entsendeländern von TouristInnen einerseits, andererseits die Lobbyarbeit für eine kohärente Entwicklungspolitik, die für solide Rahmenbedingungen zugunsten eines nachhaltigen Tourismus einsteht, ohne diese gleichzeitig mit Forderungen nach mehr Liberalisierung bzw. der Aufhebung von Umwelt- und Arbeitsschutzgesetzen wieder aufzuweichen!

    Matthias Beyer, Nicole Häusler, Wolfgang Strasdas:
    Tourismus als Handlungsfeld der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
    Grundlagen, Handlungsbedarf und Strategieempfehlungen
    Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Januar 2007, 71 Seiten

    Kostenlos erhältlich bei:
    Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ):
    Sektorvorhaben Tourismus und nachhaltige Entwicklung
    Dag-Hammarskjöld-Web 1-5, Postfach 5180, D-65726 Eschborn
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