Maulkorb für Aung San Suu Kyi wegen des Tourismusjahres?
Ironischerweise für die burmesische Militärjunta ist ausgerechnet das Haus der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zu einer der wichtigstenTouristenattraktionen Rangoons geworden. Seit Wochen haben die regierenden Militärs die Bewegungs‑ und Redefreiheit Suu Kyis kontinuierlich eingeschränkt. Laut dem Sprecher der britischen «Burma Action Group», John Jackson, stehen die Angriffe auf Aung San Suu Kyl klar im Zusammenhang mit dem touristischen Werbejahr: Den westlichen BesucherInnen will die Regierung ein friedliches Land und nicht Strassen voller Protestierender und Menschenansammlungen vor dem Haus des Symbols für die demokratische Befreiung Burmas zeigen. Will Aung San Suu Kyi heute ihr Grundstück verlassen oder BesucherInnen empfangen, muss sie die Behörden vorgängig informieren, was de facto wieder dem Hausarrest gleichkommt. Anlässlich der Erinnerungsfeier zur Gewährung der Unabhängigkeit vor 49 Jahren hat die Verwaltung Ende 1996 gar eine generelle Sperre für Medienschaffende verfügt, Aung San Suu Kyi in ihrem Haus aufzusuchen. Das Redeverbot hat westliche Regierungsvertreter wie den deutschen Aussenminister Klaus Kinkel zu harschem Protest veranlasst Der Schritt zeige, dass es den Generälen nur um die eigene Machterhaltung gehe und nicht um nationale Aussöhnung, wie sie von der Mehrheit der Bevölkerung Burmas gewünscht werde. Mit der Kontaktsperre treten die Machthaber von Rangoon, so der deutsche Aussenminister weiter, auch die von Myanmar akzeptierte Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen mit Füssen! Nicht zuletzt dank solcher Proteste konnte Aung San Suu Kyi anfangs Januar 1997 auf einer Feier zum Unabhängigkeitstag das Wort ergreifen, wo sie ihren Forderungen nach nationalem Dialog und internationalen Sanktionen einmal mehr mutig Nachdruck verlieh.
NZZ 6.1.97 und 3 ), 1.97, Presseerklärung des Auswärtigen Amtes, Bonn 2.1.97; The Nation 20.12.96 und 17. 12.96/cp